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(J 0 HEBER DIE
AM ALES ENHAKDI FUIDENSIS
UND
ANNALES SITHIENSES.
Dr. BEBATHABD ED. IIBSOI.
JENA, 1863.
DRUCK UND VERLAG VON FRIEDRICH MAUKE.
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Perlz lässt sich ln der Einleitung zu seiner Ausgabe der grossen Fulder Annalen (Monum. Ger-
maniac I p. 337 sq.) über die im ersten Theile derselben, den Annalen des Enhard (680—838), be¬
nutzten Quellen folgendermassen vernehmen:
Dies Werk sei bis zum Jahr 830, mit sehr geringen Ausnahmen, aus andern und zwar noch
vorhandenen Quellen compilirt. Es hätten dem Verfasser die kleineren Lorscher Annalen 1 ) bis
zum Jahr 788, die grösseren demselben Kloster zugeschriebenen Jahrbücher mit der Fortsetzung
„des Einhard“, ferner die älteren Fulder Jahrbücher, Einhard’s Leben Karls des Grossen, endlich
vielleicht nocli andere, in seinem Kloster aufbewahrte Notizen Vorgelegen. Die Auszüge aus all
diesen verschiedenen Schriften habe er Jedoch nicht sowohl zu einem in sich harmonischen Ganzen
zu vereinigen als vielmehr nur jahrweis zusammenzustellen sich bemüht, indem er dabei nach dem
Grundsätze verfuhr, kein Jahr ganz leer zu lassen.
Speciellcr sei der Autor im ersten Theile seiner Arbeit fast wörtlich den kleineren Lorscher
Annalen gefolgt. Nur, was dieselben erst zum fünften Jahr der Regierung Karlmanns und Pippins
über den heiligen Bonifacius berichten, setze er mit einigen Veränderungen bereits unter 717 und
719. Er erzähle ferner den Tod Chlotars und den sächsischen Feldzug Karl Martell’s, davon
jenes Ereigniss an dem andern Orte dem vierten, dieses dem siebenten Regierungsjahre des Letz¬
teren zugeschrieben werde, bezüglich zu 719 und 721 2 ). Er erwähne 723 den bairischen und Ala¬
mannenkrieg zum zweiten Male, 744 die Anfänge Fulda’s, unter 751 habe er vielleicht Einiges aus
der Vita Karoli entlehnt. Dass er auch noch andere kurze Jahrbücher, und zwar die s. g. Annales
Laureshamenses, benutzt habe, werde durch die Notiz a. 757 über die in das Frankenreich gelangte
Orgel erwiesen. Woher er jedoch a. 754 die falsche Angabe, dass Karlmann ln Lyon gestorben
sei— und die andere richtige von der Gesandtschaft des Hieronymus, die sonst nur noch in den
„Thaten der Päpste“ zu finden, genommen, sei nicht zu erkennen, während seine Worte unter 759
w'ohl lediglich zu dem Zwecke, die Jahresreihe ununterbrochen zu erhalten, eingeschoben wären.
1) Deren Fortsetzung (von 804 bis 817) wenigstens auch aus Fulda stammt.
2) Dies ist ein lapsus calami. Das siebente Jahr Karl Martell’s und das Jahr 721 n. Chr. ist das nämliche und
beide Jahrbücher stimmen hier überein. Andere chronologische Differenzen scheiden sie a. 719 und 721.
1 *
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So bis 769. Hinter diesem Jabre tritt nach Pertz allmählich eine Veränderung in d e r Art her¬
vor, dass unser Annalist, sich nunmehr wesentlich den grösseren Annalen von Lorsch anschlies¬
send, die kleineren Annales Laurissenses immer weniger berücksichtigt, wenn er aus ihnen noch
die Worte „Widukindo tyrannidi nltente“ (778) und a. 781 das ,,sanguis etiam e terra etc.“ auf¬
nahm. Jene grösseren Annalen schreibe er freilich bis zu deren Ende (829) nicht völlig aus, son¬
dern ziehe sie zusammen. Einiges diesen Auszügen beigemischte Eigenthümliche, das Kloster Fulda
und auch andere Gegenstände betreffend, begegne uns unter 778. 779. 786. 793. 794. 802. 817.
818. 819. 822 und finde sich zum Theil auch ln den alten Fulder Annalen. Von 830 an endlich
bis 838 seien diese Jahrbücher das selbstständige Werk des Enhard. —
Wir versuchen diese Analyse, vermittelst einer noch mehr jedes Einzelne in’s Auge fassenden
Vergleichung jener bezeichneten Quellen sowie durch Hinzuziehung einiger seither erfolgter neuer
Publikationen, zu präcisircn und zu ergänzen, in einigen Punkten auch zu berichtigen. —
Bis 769 scheinen Pertz die Ann. Laurissenses minores die fast ausschliessliche Grundlage der
Ann. Fuldenses. — Wir geben dies zunächst bis 740 zu, da wir es weiterhin, wie bald darzutbun
sein wird, nicht können. Bis zu jenem Jahre (740) treten aber zwischen beiden Schriften in der
That nur folgende erhebliche Unterschiede hervor* •*) ).
Annales Laurissenses minores.
.Huius Pippini ex Alplieida filius Carlus •) [Märtel-
lus cognomen].
1. 715. Karlug regnavit annos 27. Hic ••) auxilio Dei
de custodia, qua detenebatur, a Plicthrude matrona, relicta
Pippini, liberatur.
5. 746. Bonifacius, vir sanctus de genere Anglorum, le-
gatus Germanicus Romanae ecdeBiae, Mogontiacae civita¬
tis episcopus ordinatur; qui praedicatione sua multos
populos Thuringorum, Hessorum, nec non et Austrasio-
rum ad fidem rectam et christianam religionem, a qua
diu aberraverant, convertit, sed et monagteria monacho-
rum ac virginum primus in partibus Austriae exorsus est.
•) ex Fredegar. cap. 103. Pertz (M. Germ. I. 114).
•*) ex Fredeg. c. 105. P.
Annales Enhardi Fuldensis.
Huius [Pippini] filius Carolus ex Alpheida, quam post-
habita priore coniuge Plidthrude, duxituxo-
rem, sub honore maiordomatus tenuit regnum
Francorum annos 27.
715. Post mortem Pippini Plidthrud, relicta eius vidua,
in comparabili odio contra Karol um succensa,
custodia eum publica observari iubet. Unde ille
divino auxilio liberatus...
717.. .. His temporibus Wynfridus, qui et postea, cum
episcopus ordinaretur, Bonifacii nomen accepit, doctor
cathol icus, natione Anglus, primum Romam, deinde cum
auctoritale Gregorii papae in Franciam ad praedicandum
verbum Dei venil 2 ).
719.. .. Bonifacius vir 8ancti6gimus, a praesulese-
dis apostolicae Gregorio Mogontiacae civitati,
metropoli Germaniae, archiepiscopus ordinatur, et
legatuB Germanicus Romanae aecclesiae in Franciam
mittitur; qui praedicatione sua multos populos Thu¬
ringorum videlicet, Hessiorum et Austrasiorum, ad fidem
rectam, a qua diu aberraverant, convertit, monasteria quo-
que monachorum et virginum primus in partibus Germa-
niae inslituit.
1) Ueber einzelne unbedeutendere vergl. oben Seite 3. Auch die Zusätze einzelner Handschriften der Ann. Fuld. las¬
sen wir hier unbeachtet.
2) Vergl. oben S. 3 die Bemerkung von Pertz.
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Annales Laurissenses minores.
(8. 722. Karlus Alamannos et Baioarioa armis subegit.)
9. 723. Per id em tempus Eudo pacis iura teme-
rare nitilur.
26. 740. Karlus*] Gothos superatos, Saxones et Freso-
nes subaclos, Sarracenos expulsos, Provinciales receptos,
regnum Francorum felicilerpossidens moritur in villa
Wer inbria.
*) Karlus.Werinbria] secundum Fredegarium cap.
109. 110; quo tarnen invito vox moritur...scripta
est. Pertz (M. Germ. I. 105).
Annales Enhardi Fuldensis.
(722. Karolos Alamannos et Baioarios armis subegit.)
723. Iterum Alamanni et Norici pacis iura teme-
rare nitu n tur *).
740. Paxetquies regno Francorum perKa-
rolum redditur ad tempus, Gothis superatis, Sa-
xonibus et Fresonibus subactis, expulsis Sarracenis, Pro-
vincialibu8 receptis.
Die eigentlich allein bedeutenden unter diesen Abweichungen sind diejenigen a. 717 und 719;
auch sie freilich nicht sowohl wegen der materiellen Zusätze des Fulder Autors, als um der gänz¬
lichen Veränderung der Chronologie willen, welche er hier vorgenommen hat. Hierzu muss er, allem
Anschein nach, durch einen andern Einfluss bestimmt, resp. befähigt worden sein. Und es darf
daher immerhin von uns nicht unbemerkt bleiben, dass sich gerade diese seine Notizen über den
heiligen Bonifaz beinahe wörtlich in den Metzer Annalen unter 718 wiederflnden 2 ). Ja ebendort
(z. J. 714) wiederholen sich auch seine Worte unter 715, welche, wie wir wahrnehmen, ebenfalls
einen Zusatz zu den Ann. Laurissenses minores enthalten 8 ).
Freilich erscheint auch uns die Annahme, dass diese Verwandtschaft einfach aus einer Benutzung
unserer Fulder Annalen durch die späteren Jahrbücher von Metz sich herschreibe 4 ), zunächst um so
mehr als die richtige, als wir ja das aus den Ann. Laurissenses minores Geflossene mit in die
Ann. Mettenses übergegangen sehen — und ferner in diesen letzteren auch spätere Theile der Ful-
denses continuo sich ausgeschrieben Anden 0 ).
Aber anders verhält es sich mit der Analogie, die hier ausserdem die Jahrbücher von St. Al¬
ban in Mainz (Annales Wirziburgenses) bieten, in denen wir lesen 6 ):
716. Sanctus Bonifacius, qui et Winfridus, a Gregorio papa in Franciam ad praedicandum
verbum Del missus est.
719. Sanctus Bonifacius Mogontiacensi civitati a Gregorio papa archiepiscopus ordinatur.
Diese Notizen haben mit dem Bericht der kleinen Lorscher Annalen nichts gemein; sie
stimmen vielmehr im Wesentlichen mit den Zusätzen, welche der Fulder Annalist jenen hinzuge-
ftigt hat, und auch ziemlich genau mit dessen eigenthümlicher Chronologie. Auch wären zwar, nach
der gewöhnlichen Analyse dieser Jahrbücher von St. Alban 7 ), die erwähnten Sätze ebenfalls mit-
1) Vergl. die Bemerkung von Pertz oben S. 3.
2) Vergl. Mon. Germ. I. 324 — 325 n. 31) sowie Pertz’s Bemerkung in der Einleitung zu den Ann. Mettenses (p. 315):
[auctor] annales Fuldenses annis 719. 837 (soll wohl heissen: 838) — 852, 854. 857. 858. 867.... exscripsit. cf.
p. 336.
3) (Mon. Germ. 1. 322) Defuncto autem Pippino maxima conturbatio orla est in gente Francorum.) Plectrudis
etiam, relicta Pippini vidua, incomparabili odio contra Karolum succensa, custodia eum publica observari iubet. Vnde
ille divino auxilio liberatus est (vergl. oben S. 4). Diese Uebereinstimmung hat Pertz nicht bemerkt.
4) S. Pertz a. a. 0.
5) Ebend. Freilich ist in dieser Weise dort erBt die nicht mehr von Enhard (sondern von Rudolf) herruhrende
Fortsetzung der Ann. Fuldenses benutzt.
6) Mon. Germ. S. S. II. 239.
7) Vergl. Pertz, M. Germ. S. S. II. 238, Waitz (Nachrichten von der Göttinger Universität 1857 S. 55), Wattenbach,
Deutschlands Geschichtsquellen S. 273, Potlhast, Bibliotheca hislorica medii aevi p. 140.
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telbar — durch Hermannus Contractus und das Chronlcon Wirziburgense — aus den Ann. Ful-
dens. in sie hineiagekommen: aber diese Annahme ist vielleicht noch nicht über allen Zweifel er¬
haben *).
Die andern Zusätze der Ann. Fuldcnses in dem betreffenden Abschnitt scheinen mir, höchstens
noch diejenigen unter 740 ausgenommen, ohne weitere Bedeutung und insbesondere die Differenz
a. 723, aller Wahrscheinlichkeit nach, nur ein Fehler der dem Autor Vorgelegen habenden Hand¬
schrift der Laurissenses minores oder eine missverständliche Benutzung derselben von seiner Seite,
denn der Ausgang beider Sätze ist Ja sogar derselbe *).
Aber von 741 an tritt in der That eine Wandelung ein. Die Annales Laurissenses
minores bleiben nicht mehr bis zum Jahre 769, wie es Pertz schien, die fast
ausschliessliche Quelle der Ann. Fuldenses, sondern sind in diesen nun vielv
mehr beinahe überall, beinahe zu jedem Jahr in ausgedehnterem Maasse er¬
gänzt. Auch, wo der Verfasser der letzteren mit ihnen materiell nach wie vor übereinstimmt,
bindet er sich doch keineswegs mehr so ängstlich an ihren Wortlaut. Die Chronologie stimmt nur
noch selten; in mehreren Jahrberichten zeigt sich überhaupt gar keine Aehniiclikeit mehr.
Diese Veränderung zu erklären, genügt die Annahme einer Benutzung der Annales Laures-
hamenses oder der Reichsannalcn schon von diesem Punkte ab eben so wenig, als eine solche streng
zu begründen wäre. Es ist eine andere Quelle, welche hier in die Annales Fuldenses cinraündet,
um ihren Einfluss dann weithin bemerklich zu machen — und nach einer genauen Prüfung aller
einschlagenden Verhältnisse, die ich im Folgenden darzulegen versuche, behaupte ich, dass wir diese
Quelle — mittelbar oder unmittelbar — in den s. g. Annales Sithienses linden.
Mo ne, welcher diese Annalen herausgegeben hat 3 ), fand sie in einer Handschrift des 9. Jahr¬
hunderts zu Boulogne-sur-mer, welche, aus der ehemaligen Abtei St. Bertin in St. Omer stam¬
mend , übrigens das Enchiridion S. Augustinl nebst einigen Schriften Prosper’s enthält 1 ). Auch
die Schrift der Annalen, welche ungefähr in der Milte auf dem Rande mehrerer Blätter eingezeichnet
sind, gehört dem neunten Jahrhundert an. Ihre Jahreszahlen beginnen schon mit 532 (dem Schlüsse
der ersten Dionysischen Periode) und reichen bis 856 hinab; die eigentlichen geschichtlichen Nach¬
richten fangen aber, indess vorher im Wesentlichen nur einzelne Königsnamen eingetragen sind 8 ),
erst mit 741 an, von wo ab sic darauf, mit Ausnahme einiger Jahre, ununterbrochen bis 823 fort¬
laufen.
Schon aus diesem Anfangspunkte (741), welchen diese Annalen mit den Fortsetzungen derjenigen
von St. Amand, von Lobbcs und der des Petavius, sowie mit den grösseren von Lorsch und den
s. g. Annalen Einhard’s theilen, vermulhete Mone, dass sie kein der Abtei St. Bertin (vorher Sithiu)
ursprünglich angeliöriges Werk seien, und der Umstand, dass sie in dem von daher stammenden
Manuscript nur beiläufig auf den Rand geschrieben sind, schien ihm diese Vermulhung zu bestätigen.
Auf die Frage nach ihrem Ursprünge übergehend, bemerkt er, sie zeigten ,,eine so grosse
Uebereinslimmung mit Enhards fuldischen Jahrbüchern, dass beide Werke
1) Man bemerke aucli, dass die erste der in Rede stehenden Notizen von Herr man dem Lahmen zwar, gleich
den Ann. Fuldenses, dem Jahre 717, in den Ann. S. Albani dagegen bereits d. J. 716 zugescliricben wird.
2) Ein ähnlicher Irrlhum scheint a. 760 (vergl. Ann. Lauriss. min. 763) vorzuliegen.
3) Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 6. Jahrgang 1836 S. 5 ff.
4) Er nannte sie Annales „Sithienses“ nach dem dortigen Berge Sithiu. St. Omer liegt südlich von Dünkirchen.
5) A. 717 findet sich die Notiz: Karolus filius Pippini regis coepit pugnare in tlinciaco.
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offenbar auf dem nämlichen Original beruhen.“ Unterschieden findet er sie nur insofern,
als „die Jahrbücher von Silhiu die (speciell) fuldischen Notizen nicht haben und mehrere Jahre leer
lassen, weiche Enhard ausfüllt —, als ihnen ferner auch sonst noch manche Zusätze fehlen, die
bei diesem stehen und sie endlich manchmal anders abgefasst und im Allgemeinen seit dem Jahre
801 viel weniger ausführlich sind, als Enhard.“ „Dagegen“, bemerkt er umgekehrt, „finden sich
doch auch einige Angaben in den Jahrbüchern von Silhiu, die im Enhard nicht Vorkommen“ — und
er schliesst seine kurze Untersuchung mit dem Salze: „die Quelle beider Werke waren
Eginhards Annalen, und da jene von Sithiu kürzer sind, als die Enhards und
gar nichts von Sithiu erwähnen, so scheinen sie mir die ursprüngliche Ab¬
fassung Eginhards treuer wiederzugeben, als irgend eine andere Ueberar-
beitung.“
Nach dieser Publicalion Mone’s hat Waitz in dem Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche
Geschichtskunde 1 ) den Nachweis zur führen gesucht, dass die also an’s Tageslicht ge¬
kommenen Jahrbücher die Aufnahme in die Monumenta Germaniae nicht ver¬
dienten — und zwar aus folgenden Gründen.
Waitz bekennt zunächst, in dem Schlusssätze der Monischen Einleitung zu denselben 2 ), „weder
die Gründe noch selbst die Meinung des Verfassers recht zu verstehen.“ Damit man aber nicht
glaube, es sei die Aufnahme jener Annalen auch in-die Monumenta nothwendig,“ bemerkt er, dass
dieselben „vom Jahr 741 an nichts als ein Auszug aus.Enhards fuldischen An¬
nalen“ sind. „Denn,“ wie er zur näheren Begründung hlnzuttigt, „wir sehen, wüe Enhard seine
Quellen, anfangs die Ann. Laurissenses minores, später die majores, ausserdem andere Hülfsmittel
benutzt (Perlz I p. 338): überall folgt ihm gleichmässig der Verfasser dieser Annalen; er behielt
auch den wörtlichen Ausdruck desselben bei, wie die Vergleichung Jedes beliebigen Jahres lehrt.“ —
Den einzelnen Abweichungen der Ann. Sithienses von den Fuldenses erkennt Waitz daneben keine
Bedeutung zu; von dem Jahre 806 an scheinen ihm in den ersleren, ausser Enhard, auch die fortge¬
setzten Annales Laurissenses majores benutzt zu sein. — Und seine Meinung ist dann die
geltende 3 ), die Ann. Sithienses sind in die Monumenta Germaniae unaufge-
nommen geblieben. —
Und doch, nach einer genauen Vergleichung aller betreffenden Schriften miteinander, sehen wir
uns eben in der Lage, diese Ansicht über die Annales Sithienses noch viel weniger als die Mo¬
ne’s theilen zu können.
Jene von Waitz beinahe unverständlich gefundene Annahme des Letzteren von einer gemein¬
samen Quelle derselben und der Ann. Fuldenses, welcher sie jedoch näher stehen sollen als diese,
kann ich mir freilich nur so deuten, dass Einhard, nach dieser Vermulhung, die ihm zugeschriebenen
Reichsannalen ursprünglich nicht gleich in ihrer bekannten ausführlichen Gestalt, sondern in kürzeren
Umrissen aufgezeichnet hätte, und wir eben diese anfängliche Form seines Werks am treuesten, am
wenigsten verändert ln den Ann. Sithienses wiederfänden 4 ).
1) VI 739. ff.
2) S. oben.
3) Vergl. die Directorien von Wattenbach (S. 122 n. 2.) und Potthast (S. 137) sowie Bähr’s Gesch. der rim.
Literatur im Carolingischen Zeitalter S. 171.
1) Waitz’s Vennuthung, dass bei Hone an der betreffenden Stelle vielleicht statt „Eginhards“ „Enhards“ tu lesen
sei, sieht er ja selbst — und wobt mit Recht — wieder zurück.
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Diese Annahme ist allerdings ganz neu und bedürfte mindestens einer ausführlichen Begründung,
die von Mone doch gar niciil einmal versucht worden ist und wohl auch in der That sehr schwer
zu beschaffen wäre.
Selbst in ihrer bekannten Gestalt können die Reichsannalen, wie wir uns überzeugen werden,
die alleinige gemeinsame Quelle, auf welcher die Uebereinslimmung zwischen den Ann. Fuldenses
und Sithlenses beruht, nicht sein, ob sie auch in den ersteren offenkundig, in den letzteren wahr¬
scheinlich benutzt sind. — Dagegen könnte der Satz Mone’s, „dass beide Werke auf dem näm¬
lichen Original beruhen,“ in gewissem Sinn das Richtige treffen. Nur müssen die Sithlenses
diesem Original mindestens so nahe stehen, dass wir im Ganzen und Grossen
annehmen dürfen, dasselbe — und damit eine sonst unbekannte Quelle der
Ann. Fuldenses in ihnen zu besitzen. *
Denn Wa itz’s herrschend gewordene Ansicht stellt sich wirklich als nicht haltbar, als ein
Irrtbum, der aus unzulänglicher Vergleichung entstanden, dar; und zwar unzulänglich desshalb, weil
ihm dabei offenbar nur die betreffenden beiden Schriften selbst, nicht — was der Sicherheit wegen
nöthig gewesen wäre — zugleich die bekannten Quellen der Annales Fuldenses vor Augen gelegen
haben. So erregte der Umstand, dass allerdings die kürzeren Berichte der Sithlenses fast alljährlich
Wort für Wort mit den entsprechenden Sätzen der Ann. Fuldenses Ubereinstimmen, den Schein,
als ob ihr Verfasser dem Enhard überall gieichmässig folge, gleichviel welchen Quellen sich dieser
auch immer anschliesst. Abej* in Wirklichkeit liegt das gerade Gegentheil davon
vor — und, wie jener Schein, wenn er Thatsache wäre, allerdings für die Abhängigkeit der Sithi-
enses von den Fuldenses entschieden hätte, so entscheidet nun sein (zu beweisendes) Gegentheil eben
auch für das Gegentheil. —
Zum Belege will ich zunächst darthun, dass die Annales Sithlenses alles dessen
entbehren, was die Annales Enbardi Fuldensis den Annales Laurissenses mi-
nores verdanken. Wer in diesem Verhältnisse nicht die Nölhigung, eine Abhängigkeit der
Sithlenses von den Fuldenses auszuschliessen anerkennen wollte, der müsste im Ernste behaupten
wollen, dass der Autor der ersteren hiemit eine absichtliche und bewusste Ausscheidung
vorgenommen habe — und dafür würde er gewiss keine plausibeln Gründe beibringen können. —
Also erstens fehlen die Jahrberichte der Ann. Fuldenses von 680—740, welche, wie wir
gesehen haben 1 ), fast ausschliesslich auf den Ann. Laurissenses min. beruhen, ln den Sithlen¬
ses (obwohl deren Jahreszahlen doch schon 532 beginnen)'gänzlich. — Sodann wollen wir,
mittelst einer synoptischen Zusammenstellung, das gleiche Verhältniss zunächst für die Jahre von
741 bis 769 nachwelsen. Es entspricht demselben vollkommen, dass fast Alles, was die Ann. Ful¬
denses den Laurissenses minores, ihrer anerkannten Quelle, hinzufügen oder an den Angaben der¬
selben ändern, sich umgekehrt so gut wie wörtlich aus den Sithlenses herleiten lässt, während die
Herkunft dieser Zusätze sonst zum Tbeil schwer oder selbst gar nicht zu erklären wäre:
1) Vergl. oben S. 4.
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Annales Sithienses.
741. Carolus major domus morluus
est Carisiaci et apud sanctum Dio-
nystum sepelitur. Cujus filii Car-
lomannus et Pippinus sub optentu
majordomatus totius Franciae
regnum susctpiunt et inter se di-
vidunt .
742. Carlomannus et Pippinus Odilo -
nem ducem Baioariorum rebellare
conantem proelio superant.
744. Carlomannus cum Odilone duce
Baioariae pacem fecit.
745. Carlomannus et, Pippinus simul
Saxonum perfidiam vastata eorum
regione ulciscuntur .
746. Carlomannus Alamannos Herum
res novas molientes nonnullis eo¬
rum interfectis compescuit.
Annales Enhardi Ful¬
de n 8 i s.
Karolus anno regni [ducatus 2. 5.
Pertz] sui 27 moritur Carisiaci et
apud sanctum Dionishm sepelitur .
Cuius filii Carlomannus et Pippinus
sub obtentu majordomatus totius Fran¬
ciae regnum susctpiunt et inter se di-
vidunt .
Karlomannus et Pippinus Hunaltum*),
Aquitaniae ducem, imperio suo resisten¬
tem, bello superatum, * ad Wascones
fugere compellunt: simul et Alamannos
duce Thiotbaldo rebellare temptantes
* mira celeritate comprimunt.
743. Karlomannus et Pippinus Oudilo-
nem , duCem Baioariorum , rebellare co¬
nantem proelio superant.
Karlomannus cum Odilone , duce Baio¬
ariorum , pacem facit. * His tempo-
ribus fundari coeptum est Fuldense coe-
nobium a sancto Bonifacio in solitudine
Bochonia.
Karlomannus et Pippinus simul Saxo¬
num perfidiam vastata eorum regione
ulciscuntur , et castrum Obseburg ca-
piunt.
Karlomannus Alamannos Herum res
novas molientes , nonnullis eorum in-
terfectis , compescuit. Bonifacius *) ar-
chiepiscopus cum auctoritate sedis apo-
stolicae, annuente Karlomanno, duas se-
des episcopales constituit, unam in Castro
Wirziburg, ubi Burchartum collegam
sum ordinavit [episcopum 3. P.]: alte-
ram in loco qui vocatur Eicbstat, cui
Willibaldus episcopus ordinatus est.
*) Die mit einem • bczcichneten Worte der Aun. Fuldenies sind aus keiner
leiten.
1) Vergl. a. 719 (oben S. 4).
Annales Laurisscnses
min o res.
26. 740. Karlus.... moritur in villa
publica Weritubria.
27. Anno 741. incarnationig dominicae,
post quem duo liberi eins regnant an¬
no s 27. Carlmannus cum fratre Pip-
pino regnavit annos 7.
1. 742. Carlmaunus et Pippinus Hu-
noldum res novas molientem obpri-
munt, et in ipso itinere regnum in¬
ter se quid quisque haberet dividunt.
2. 743. Per idem tempus rebellante
Theatbaldo Karlmannus vastavit Ala-
manniam.
3. 744. Carlmannus et Pippinus in
Baioariam exercitum ducunt adversus
Huodilonem [sui sororium.]
4. 745. Carlmannus adversus Saxones
dimicat et castrum Obseburg capit.
5. 746. Bonifatius, vir sanctus de ge-
nere Anglorum, legatus Germanicus
Romanae ecclesiae, Magontiacae civi¬
tatis episcopus ordinatur; qui praedi-
catione sua multos populos Thuringo¬
rum, Hessorum, necnon et Austrasio-
rum ad fidem rectam et christianam
religionem, a qua diu aberraverant, con-
vertit, sed et monasteria monacborum
ac virginum primus in partibus Austriae
exorsus est, ipse in Castro Wirzi¬
burg sedem episcopalem constituens,
annuente Carlmanno et auctoritate apo-
stolici papae.
6. 747. Burghardus, collega Bonifatii,
Wirziburgae ordinatur episcopus ; Wil¬
libaldus in Eiclisteti episcopus ordinatur*
der nebenbei citirten Quellen herzu-
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Annales Sithienses.
747. Carlomannus relicta quam tene-
bat potestate Romam vadit ibique
mutato habitu religiöse victurus
in Casinum ad S. Benedictum
secessit .
748. Griphofraler Carlomanni et Fip-
pitii potestatem quandam affectans
primo ad Saxones deinde ad
Baioarios se contulit .
762. Hildericus rex, qui ultimus Mero-
ingorum Francis imperavit , de-
positus et Fippinus regni honore
sublimatus est.
763. Fippinus Herum Saxonum per-
fidia provocatus regiones eorum
devastat. Stephanus papa Ro¬
manus auxilium contra Lango-
bardos petens in Franciam venit.
Gripho frater regis cum Italiam
petere conaretur , a comitibus fra-
tris in Burgundia occisus est.
Annales Enhardi Ful¬
de n s i s.
Karlomannus , relicta quam tenebat po-
testale , Romam vadit , ibique mutato
habitu religiöse victurus in Casinum
ad sanctum Benedictum secedit, ct mo-
nachue efficitur.
Gripho, frater Karlomanni et Pippini,
potestatem quandam affectans , ad Sa¬
xones se contulit. Pippino vero per
Thuringiam ingresso Saxoniam, super
fluvium % Obacra in loco qui dictlur
Horobeim Saxones occurrentes, Gri-
phonem cum eo pacificare cupientes.
Gripho autem, nec Saxonibus, nec Fran¬
cis se credens, in Baioariam fugit.
Zacharias papa ex auctoritate sancti
Petri apostoli mandat populo Franco¬
rum, ut Pippinus, qui potestate regia
utebatur, nominisquoque dignitate frue-
retur. Ita Hildericus rex , qui ultimus
Meroingorum Francis imperavit ,’ de-
positus et in monasterium missus est,
Pippinus vero in civitate Suessionum a
sancto Bonifacio archiepiscopo in regem
nnctus, regni honore sublimatus est.
Fippinus Herum Saxonum per fidia
provocatus regionem eorum devastat.
In qua expeditione Hildigarius Colo-
„niensis episcopus a Saxonibus interimi-
tur. Gripho frater Fippini am Italiam
petere conaretur , in valle Maurienna
a comitibus fratris sui occisus est
Stephanus papa Romanus , auxilium
contra Haistulfum regem Langobardo-
rum petens , ad Pippinum in Franciam
venit , a * quo honorifice susceptus,
Annales Laurissenses
minore s.
7. 748. Carlmannus regnum temporale
pro aeterno regno dispiciens, fratri
regnum derelinquit, et Romam ad li-
mina beatorum apostolorum devotus
pervenit, ibique tonsoratus rcligionis
habitum suscepit, et in Serapte monte
monasterium aedificavit, et non post
multum in monasterio sancti Benedicti
monachus efficitur...
7. 748. (monachus efficitur.) Gripho
frater Pippini in Saxonia aufugit Pip¬
pinus cum iam per annos 7. regnaret,
regnat postea annos 20.
8. 749. Pippinus in Saxaniam per
Thuringeam ingreditur; Saxones cum
Griphone adunati super flurium Hoba-
car, in loco qui dicitur Horoheim, Gri-
phonem cum Pippino pacificare cupiunt.
9. 750. Idem Gripho non credens se
Saxonibus neque Francis, de Saxonia
Baioariam petit....
12. 753. Zacharias igitur papa se-
cundum auctoritatem apostolicam ad
interrogationem eorum respondit, me¬
lius atque utilius sibi videri, ut ille
rex nominaretur et esset, qui potesta-
teni in regno habebat, quam ille qui
falso rex appellabatur. Mandavit ita-
que praefatus pontifex regi et populo
Francorum, ut Pippinus qui potestate
regia utebatur, rex appellaretur, et in
sede regali constitueretur. Quod ita et
factum est per unctionem sancti Boni-
facii archiepiscopi Suessionis civitate.
Appellatur Pippinus rex, et Hildricus
qui falso rex appellabatur, tonsoratus in
monasterium mittitur.
13. 754. Pippinus rex Saxoniam per-
git; Hildigarius episcopus Coloniensis a
Saxonibus interimitur.
14. 755. Gripho Italiam cupiens pene-
trare, a Theodoino comite’*in valle Mau¬
rienna obprimitur, idemque Theodoinus
ipso certamiue occiditur.
15. 756. Per idem tempus Stephanus
papa Romanus venit ad Pippinum re¬
gem, postulans adiutorium et defensio-
nem adversus Heistulfum regem*, eo
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11
Annales Sithienses.
764. Bonifatius Mogontiacensis epi-
scopus in Frisia martyrio coro-
natur. Carlomännus Fippini fra-
ter Lugduni dient obiit. Haistul-
fus rex Langobardorum in Lan-
gobardia super atur. Stephanus
papa Romam revertitur.
766. Herum Haisiulfus rex Langobar¬
dorum a Fippino in proelio su¬
per atur, in Ticeno obsessus est,
ac deinde post reditum Fippini
in Frantiam in venatione qtta-
dam equo cadens mortuus est
767. Consianlinus imperator Fippino
regi inler cetera mttnera etiam
organum mittit.
760. Frima expeditio a Fippino facta
in Aquitaniam contra Waiparium
ducem.
Annales Enhardi Ful-
densi s.
apud Parisios duos filios Karlomannum
et Karlum unxit in reges.
Bonifacius archiepiscopus Mogontiacen¬
sis ecclesiae, evangelizans genti Fre-
sonum verbum Dei, martyrio corona-
iur anno episcopatus sui * 36, die
quarto meosis Junii. Post quem Lul-
lus in cathedra eius sedit annis 32.
Karlomannus frater Fippini * cum con-
silio Haistulfi regis Langobardorum in
Franciam veniens, ad persuadöndum
fratri, ne exercitum in llaliam duceret,
non post multos dies Lugduni vita de-
cessit. Pippinus vero ltaliam ingres-
sus, Haistiflfum supcratum et Papiae
inclusum, obsides dare et res sancti
Petri reddere sacramento constringit.
Stephanus'papa, * duce Hieronimo fra-
tre, Romam revertitur.
766. * Haistulfus sacramenta mentitus,
collecto exercitu, Romam impugnando
circumdat, omnia extra urbem ferro et
igne devastans. Cuius rei nuntium pon-
tifex, marino itinere missis legatis, Pip-
pino insinuat, deprecans et obtestans,
ne coeplum opus quod sancto Petro
promiserat, imperfectum relinqueret.
Iterum Pippinus ltaliam ingreditur,
Haistulfum Papiae inclusum obsidet,
Ravennam cum Penlapoli reddere com-
pellit, * et per Folratum missum suum
sancto Petro apostolo et Stephano pa-
pae vicario eius tradidit.
767. Haistulfus in venatione quadam
equo lapsus, regnum cum vita perdi-
dit...
... Constantinus imperator Fippino
regi inler cetera munera etiam orga¬
num mittit
Pippinus Waipharii ducis stultitia per-
motus, ducto in Aquitaniam exercitu,
iusticias aecclesiarum Dei facere re-
nuentem, rerum iniuste ablatarum re-
stitutionem promittere sacramento coe-
Annales Laurissenses
minores.
quod res sancti Petri abstulerat et de-
praedationes multas Langobardi facie-
bant.
16. 767. Stephanus papa unxit duos
filios Pippini in reges, Karlum et Carl-
mannum.
17. 768. Bonifatius archiepiscopus evan¬
gelizans genti Fresonum verbum Dei
martyrio coronatur anno 766, qui sedit
in episcopatu annos 13, poBt quem Lu-
lus episcopus annos 32.
18. 769. Pippinus in ltaliam ingredi¬
tur iustitiam sancti Petri ad perquiren-
dum, Haistulfum sibi in bello occurren-
tem superat. Heistulfus fugt lapsus
Papiae includitur, datis obsidibus 40.
sacramento constrictus res sancti Petri
restitui.
19. 760. Stefanus papa Romanus re¬
vertitur. Karlmannusmonachus in Fran¬
ciam fratrem visitare veniens, Vien-
nae moritur.
20. 761. Pipinus in ltaliam proficiscit,
Heistulfum Papiae inclusum obsedit, et
ut res sancti Petri redderet, sacra-'
mento constringit, Ravennam cum Pen-
tapolim sancto Petro tradidit.
21. 762. Heistulfus in venatione equo
lapsus, regnum cum vita perdidit
23. 764. Pippinus Weiferium ducem in
Aquitania ecclesiarum iusticias facere
rennuentem coegit promittere emenda-
tionern.
2 *
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Annales Sithienses.
761. Sectinda expeditio in Aquita -
niam .
762. Tertia in Aquitaniam.
764. Riems valida et praeter solitum
prolixa.
765. Corpora sanctorum GeugonU Na-
boris et Nazarii de Roma in
Franciam translata sunt.
767. Lemonica civitas Aquitaniae a
Pippino capta .
768. Vaifarius dux a Francis inter-
fectus est. Pippinus rex apud
Parisium decessit. filii eins Car¬
lus et Carlomannus infulas regni
suscipiunt
Annales Enhardi Ful¬
de n s i s.
Waipharius iuramenta mentitus, Pippino
molestus efficitur, * ferro ei igne cuncta
vastando Cayiilionem usque pervenit,
* Pippinumque sibi cum suis occurrere
compulit.
Pippinus cum Karolo filio Burbonem,
Cantelam, Clarmontem, aliasque civita-
tes et castella pugnando capit, aliisque
quamplurimis eius dominatui subiectfs,
etiam Beturicam ezpugnai.
Tassilo, nepos Pippini de cxercitu re-
gis ge subducens, ad Baioarios secessit.
Hoc anno contigit hiemps valida et
praeter solitum prolixa.
Hruodgaogu9, Metensis urbis archiepis-
copus, corpora sanctonm Gorgonii,
Naboris et Nazarii a Paulo, Romanae
sedis apostolico, de Roma in Franciam
transtulit .
Lemovica Aquitaniae Pippino ex -
pugnante capta est
Pippinus, interfecto Waiphario et omni
Aquitania subacta rediens, apud Pa -
risios 8. Kalendas Octob. diem obiit,
anno aeiatis 54. filiique eius Karolus
et Karlomannus infulas regni susci¬
piunt
Annales Laurissenses
minores.
24. 765. Weiferius sacramenta menti-
titus, vastando et depopulando usque
Cavillonem pervenit...
(pervenit.) Pippinus cum Carlo filio
exercitum ex adverso movet, castella
et civitates pugnando capit, Burbonem,
Cantela, Clarmontem, aliaeque quam-
plurimae eius dominatui so subiciunt;
deinde Beturicam expugnat.
25. 766. Tassilo de exercitu regis ge
subducens Baioariam petit...
(petit.) Facta est hiems valida anno 764
[a 19. Kal. Januar, usque ad 17. Kal.
April.]
26. 767. Hruotgangus Metensis urbis
archiepiscopus postulavit a Paulo Ro¬
manae sedis apostolico corpora sancto¬
rum martyrum Gorgonii, Naboris ct
Nazarii, et impetravit, adduxitque ab
urbe Roma cum honore...
27. 768. Pippinus omnem Aquitaniam
peragrando suae dicioni subdit, nec ta¬
rnen ut voluit Weifcrium capit, sed ille
semper vastationi et fugae intentus,
donec dolo Warattonis peremptus, et
fugae et tyrannidi finem dedit. Pippi¬
nus ab Aquitania regrediens ad san-
ctum Dionisium 8. Kal. Octobr. diem
obiit, anno aetatis 54.
Die blosse aufmerksame Lektüre und Vergleichung dieser Zusammenstellung wird, glaube ich,
einen unbefangenen Leser bereits von der Richtigkeit oder vielmehr der Nolhwendigkeit unserer
Ansicht überzeugen. Weil aber andererseits — und bis zu einem gewissen Grade mit Recht — die
Meinung, welche eine grosse Autorität ln noch so geringfügigen Fragen aufgestelit hat, eben so be¬
reitwillig angenommen als beharrlich festgehalten zu werden pflegt, so wollen wir, obschon überall
das nämliche Verhältniss hervortritt, doch diejenigen Stellen, welche dasselbe am schlagendsten be¬
kunden möchten, noch einmal besonders hervorheben.
Dazu rechnen wir auch die Jahre, wo die Annales Fuldenses jediglich — oder doch mit Zu-
thaten, deren Herkunft wir ebenfalls zu erkennen vermögen — die eine ihrer von uns angenommenen
Quellen wiedergeben, während die andere die betreffende Notiz schlechterdings nicht hat, bez.
ganz schweigt: a. 749. 750. 751. 757. 767. 769.
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13
Wir zählen ferner dazu Jene Angabe von Lyon als dem Todesorte Karlmann’s (a. 754), die
sich Pertz bei unserm Enhard von Fulda gar nicht erklären konnte 1 ) und welche wir nun aus
den Ann. Sithlenses berleiten dürfen.
Dazu gehört endlich eine Stelle, wo die Compilation aus diesen letzteren und den Ann. Lauris-
senses minores von Enhard am ungeschicktesten und rohesten durchgeführt und desshalb am leich¬
testen kenntlich ist, nämlich sein Bericht zu 745: Karlomannus et Plppinus simul Saxonum perfldiam
vastata eorum reglone ulciscuntur, et castrum Ohseburg capiunt 2 ). — Hievon Anden sich in den
Ann. Sithienses zu dem nämlichen Jahre, bei sonst wörtlicher Uebereinslimmung, die vier letzten
Worte et — capiunt nicht. Diese Jahrbücher scheinen desshalb ihrerseits, wenn schon hinsichtlich
der Chronologie (wie auch sonst mehrfach) nicht ganz übereinstimmend, von demselben gemeinsamen
Zuge beider fürstlichen Brüder nach Sachsen zu sprechen, deii auch die grossen Reichsannalen (Ann.
Laurissenses maiores) a. 744 mit den Worten-. Iterum Carlomannus et Pippinus perrexerunt in
Saxoniam erwähnen. Dieselben Reichsjahrbücher unterscheiden aber ganz deutlich von jener ge¬
meinschaftlichen Expedition der Brüder eine andere, welche Karlmann allein nach Sachsen unter¬
nahm und von der sie bereits zum vorhergehenden Jahre (743) melden:
(Tune Carlomannus et Pippinus contra Odilonem ducem Baioariorum inierunt pugnam) et Car¬
lomannus per so in Saxoniam ambulabat in eodera anno, et cepit castrum quod di-
citur Hochseoburg per placitum.
Ebenfalls diesen früheren Zug Karlraann’s berichten die Annales Laurissenses minores mit den
Worten: Carimannus adversus Saxones dimicat, et castrum Ohseburg capit. Nur freilich
erst zum vierten Jahre seiner Regierung (745), d. h. zu demselben, in welches die Ann. Sithienses
jenen andern Feldzug der beiden Brüder setzen. Dadurch ist der Fulder Annalist verleitet worden,
beide Nachrichten, obwohl sie auf ganz verschiedene Thatsachen Bezug nehmen, in eine
zusammenzuziehen und zu vermischen, die Einnahme von Seeburg 3 ) (?), welche von den anderen
Quellen als das Ergebniss des Feldzugs Karlmanns gemeldet wird, auf beide Brüder zu übertragen
— und desshalb auch deu auf Carimannus bezüglichen Singular capit der Laurissenses minores
in den zu Karlomannus et Pippinus passenden Plural capiunt zu verwandeln 4 ). —
Und somit könnten wir feslstellen, dass die Jahrberichte der Annales Enh. Fuldensls von 741 —
769 zum nicht geringen Theil 6 ), Ja ein Paar von ihnen (a. 757. 767.) sogar ganz auf den
s. g. Annales Sithienses beruhen. Und daraus folgt, dass wir einen Einfluss der Annales Laures-
1) Vergl. S. 3. — „unde vero a. 754 falsum de Carlomanni obilus loco Lugduno et verum de Hieronymi legatione,
de qua praeterea nonnisi ez Gestis pontificum Romanorum constat nuntium acceperil, ignoro.“ (Mon. Germ. I. p.
338.)
2) S. Seite 9.
3) Vergl. über diese Lokalität Hahn, Jahrbücher des fränkischen Reichs 741—752. Excurs X. S. 176. 177.
4) Ob Hahn (a. a. 0. Excurs IX. S. 174. 175. vgl. S. 65) Recht hat, in der That nicht jene zwei Sachsenzüge, son¬
dern nur einen des Karlmann im Jahre 745 anzunehmen, geht uns hiebei nicht an. Wir können nur sagen, dass in
diesem Falle die Ann. Laurissenses minores hier am besten berichtet wären. Die Auseinandersetzung des Ursprungs
und gegenseitigen Verhältnisses der Quellenschriften erscheint mir überhaupt nicht als die Hau'ptstärke dieses sonst
anerkennungswerthen Buches — und falsch sogar, wie wir sehen, ist es, wenn Hahn am angef. Orte sagt: »einige
abgeleitete Quellen, ann. Fuld. 745 (!) und Ann. Laur. min. erwähnen auch nur einen Feldzug unter Karlmanns
Leitung. “
5) Ganz ausgenommen sind nur a. 749. 750. 751. 755. 756. 758. 759. 763. 766 und 769.
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14
hamenses auf jene, aus welchem Pertz insbesondere die Notiz unter 757 herleilen wollte 1 ), nicht
anzunebmen brauchen. Es sind auch fernerhin gerade solche Angaben der Fuldenses, die wir dem
Einflüsse der Ann. Sithienses zuzuschreiben haben, welche mit jenen dritten Jahrbüchern überein¬
stimmen. Ja, ebenso werden wir auch die Nachricht a. 744 von dem Frieden mit dem Baiern-
hcrzoge Odilo, welche Hahn*) für möglicher Weise den Annales Petaviani entlehnt hielt, nun einfach
mit aus den Ann. Sithienses herleiten.
Verband jedoch der Fulder Autor also die Angaben der Ann. Laurissenses und Sithienses —
und zwar nicht immer glücklich — mit einander, so ist auch w'ohi der Einfluss hier und da wieder¬
zuerkennen, den eine der beiden Quellen auf die Ordnung und Stellung ausgeübt hat, worin er die
Notizen der andern einreibte 8 ), während er in seiner Chronologie allerdings fast immer den
Sithienses folgt.
Im Uebrigen bleibt, wenn schon das Meiste aus dem betreffenden Abschnitt seiner Annalen ein¬
fach auf diese Composition zurückzurühren ist, immerhin auch noch Einiges darin übrig, was ihm
von andern Orten her zufloss. — Zunächst die Nachricht Uber sein heimisches Fulder Kloster a.
744, die auch wir, wie schon Pertz 4 ), insbesondere auch darum als auf älterer Aufzeichnung (nicht
auf der Erinnerung) fussend betrachten möchten, w'eil die alten Fulder Annalen später, a. 786, selbst
die chronologische Disposition des Verfassers bestimmt zu haben scheinen 8 ).
Dass unter 751 Einhards Vita Karoli M. (c. 1) in unserem Werke benutzt sei 8 ), ist möglich,
aber nicht gewiss: jedenfalls konnte aus diesem Buche nur die Notiz von dem Ochsengespann, welches
die merovingischen Könige auf das Märzfeld zog, entlehnt werden.
Endlich ist noch eine Nachricht übrig, von welcher Pertz nicht wusste, wiesle in die Annales
Fuldenses gekommen, nämlich a. 754 diejenige von dem Geleit des Papstes Stephan durch Hierony¬
mus, die sonst nur noch in den ,,Thaten der Römischen Päpste (< zu finden 7 ). Aber ich glaube 8 ),
der Autor kannte vielleicht die Anastasianische Vita Stephani III. wirklich. Seine Worte
a. 753 a quo honoriflce susceptus, apud Parisios —,
a. 754. — cum consilio Haistulfi regis Langobardorum in Franciam venlens, ad persuadendum
fratri, ne exercitura in Italiam duceret, non post muitos dies etc.
a. 755. Haislulfus sacramenta menlitus coilecto exercitu, Romam impugnando circumdat, omnia
extra urbem ferro et igne devastans. Cuius rei nunlium pontifex, marino itinere missis
legatis, Pippino insinuat, deprecans et obtestans, ne coeptum opus quod sancto Petro pro¬
miserat, imperfectum relinqucret. —
ferner 756 das „per Folralum missum suum etc.“
konnte er keiner seiner sonst bekannten Quellen, w r obl aber der Vita Stephani entnehmen, in der
es z. B. auch heisst 9 ):
1) Vgl. Seite 3. Dieselbe Nachricht enthalten übrigens auch — und sogar in noch ähnlicherer Form — die grossen
Reichsannalen (M. Germ. I. 140.).
2) A. a. 0. S. 47. vergl. Seite 170.
3) Vgl. namentlich 752. 753.
4) S. S. 3 und Annales Fuldenses antiqui 744: initium monasterii Fuldae (M. Germ. SS. 111. 116*).
6) Vergl. Seite 16. Eigils Vita Sturmi war unserm Autor unzweifelhaft bekannt, aber wir finden bei ihm keine wört¬
liche Beziehung auf diese Schrift.
6) S. Seite 3.
7) S. Seile 13 Anm. 1.
8) Wie ich auch schon in meiner Inauguraldissertation über die Annalen des Einhard (p. 59) bemerkt habe.
9) Muratori Scriptor. rerum llalicarum III. p. 170.
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15
Dum elllm saepefalus sanclissimus papa conjungeret Romam, post aliquant! temporls spa-
Uum fürore vebemenli repletus adversarius Ille, et suae animae lnimicus Aistulfüs Deo sibi
contrario, non solum . . ea, quae promiserat, minime adimplevit, sed etiam et generalem
faciens commotionem cum universo rcgni sui Langobardorum populo contra banc Romanam
venit urbem, quam per trium mensium spatia obsidens, atque ex omni circumdans parle
fortiter eam expugnabat, omnia quae erant extra urbem ferro et igne de-
vastans... -
■ Den Einfluss der Annales Laurissenses minores auf die unsrigen nach dem Jahre 769 bat Pertz
unterschätzt. Derselbe bekundet sich noch deutlich und in ausgedehntem Maasse a. 771. 772. 773. 774
(7757)777.778.781, endlich auch noch 794. Jedoch bezeichnet 781 den eigentlichen Grenzpunkt der
Uebereinstimmung, und ihre Rückkehr unter 794 ist eine ganz vereinzelte. Dass unser Annalist die Wun¬
derzeichen, welche die Laurissenses minores und auch andere QueUen erst 786 setzen, bereits dem Jahre
781 zuschreibt, beruht entweder auf einer falschen Combination oder einem äusserlichen Fehler der Hand¬
schrift, welche er benutzte, vielleicht auch missverstand ')• — Dass ihm die Ann. Laurissenses minores
gerade bis 788 bekannt gewesen seien, dürfen wir Pertz demnach nicht so bestimmt glauben 9 ).
Die Annales Sitbienses an ihrem Theile fahren dagegen bis zu ihrem Ende (823) fort, denselben
Einfluss wie bisher beinahe zu jedem Jahr 3 ) auf ihn auszuüben. Mit den aus den Ann. Laurissenses
minores in die Fuidischen gekommenen Elementen haben sie nach wie vor nichts gemein und werden
vielmehr umgekehrt lediglich zu deren Ergänzung gebraucht. Wo die Reichsannalen die Hauptquelic
der Fuldenses sind (wie es nun bald meistens der Fall ist), tritt das Verhältnis allerdings
nicht ganz so deutlich hervor; zunächst aus dem Grunde nicht, weil die Si-
thienses mit jenen theilweise sehr nahe verwandt, wahrscheinlich sogar aus
Ihnen ausgezogen sind. Es kommt hinzu, dass ihr Stoff ln jenen ausführliche¬
ren Berichten fast immer mit enthalten ist, also an sich wirklich überall un¬
mittelbar aus diesen in die Ann. Fuldenses geflossen sein könnte. Aber aus
dem bisher erkannten Verhältnisse dürfen wir schlicssen, dass auch jetzt die
zum grossen Thell wörtliche Uebereinstimmung zwischen den Ann. Fuldenses
und Sithienses auf dem fortgesetzten Gebrauch der letzteren in jenen beruhen
wird. Dies Verhältniss kommt auch, trotz allen jenen es verschattenden
Umständen, selbst jetzt noch mehrmals, — nämlich da, wo jene Uebereinstim¬
mung von den Reichsannalen nicht gethellt wird — deutlich zum Vorschein. Der
Unterschied erstreckt sich in ein Paar Fällen sogar auf wirkliche Thatsachen.
- 1) Möglicher Weise war ein solcher Fehler am Endo einer Handschrift besonders häufig au finden — oder zu be¬
gehen. Wenigstens erinnert mich dieser Fall daran, dass z. B. auch die Annales Mosellani die Notiz der Mur¬
bacher Annalen a. 785 (bis wohin sie auf denselben beruhen) „A transitu Gregorii papae usque praesentem fiunt anni
centum octoginta“ schon unter 777 setzen (s. M. Germ. S. S. XVI. 493. 496 resp. I. 32.).
2) Freilich bricht auch die älteste Handschrift der grösseren Lorseber Annalen gerade mit diesem Jahre ab (s. M.
Germ. 1. 124), bis zu welchem Pertz auch die kleineren ursprünglich nur gereicht zu haben scheinen (ebend.
p. 113). Aber ein Hauptgrund für die letztere Ansicht war ihm, dass er diese Jahrbücher eben auch nur bis dabin in
den Ann. Fuld. benutzt zu finden glaubte, was nicht ganz genau, sondern zu wenig — oder zu viel angenommen ist.
3) Ausgenommen sind a. 784. 803. 810. 811. Oie hier in den Ann. Silh. erwähnten astronomischen Erscheinungen stehen
aber auch in den Reichsannalen, und der Fulder Annalist, welcher sie trotzdem nicht aufnahm, muss sie ohne Interesse
gefunden haben.
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16
Die Ungleichmässigkeit, mit welcher man in den Ann. Fuldenses lange Stellen Aer Reichsannalen
wörtlich ausgeschrieben und dann wieder ganz kurz zusammengezogen findet, ist eben hierauf zu-
rückzufiihren: niemals in dem ersten, fast immer in dem zweiten Falle stimmen die Ann.
Sithienses mit ihnen. Aber auch auf die Stellung der Notizen in den Ann. Fuldenses erkennen
wir wieder ihre Einwirkung, namentlich a. 805. 806. 817. 818. 819., während die Auswahl in
denselben sogar sehr häufig durch sie bestimmt erscheint.
Die grossen Reichsannalen finden wir zum ersten Male a. 771 benutzt. Schon Pertz
hat bemerkt')» dass nur ein Wiener Codex der Ann. Laurissenses majores (6 catal. bist, profan.
Nr. 989. mbr. in 4. 5. XI.), sammt noch einem andern ebendaher stammenden, gewisse Nachrichten
mit den Ann. Fuldenses theile *). Hier scheinen mir nun freilich eher Interpolationen in jener Hand¬
schrift der Lorscher Annalen vorzuliegen. Aber bemerken will ich doch, dass dieselbe auch erst
mit dem .Jahr 771 beginnt. Diesen Anfangspunkt muss der von unserem Annalisten gebrauchte Codex
ebenfalls gehabt haben.
Speciflsch Fuldische Nachrichten begegnen uns zu den Jahren 778. 779. 786. ,794. 802.
817. 818. 819. 822. Man vergleiche die alten Fulder Annalen a. 779. 802. 818. 819. 822 s ), ins¬
besondere aber, wie schon oben berührt ist 4 ), a. 786. Während nämlich unser Annalist bereits 785
berichtet hat: Coniuratio orientalium Francorum, quae vocatur Hartrati, contra regem exorta et cito
compressa est und auch die Reichsannalen bereits zu diesem Jahre die Unterdrückung jener Ver¬
schwörung sammt der Bestrafung der daran Betheiligten melden, fährt er doch erst 786 6 ) fort:
Auctores conspiralionis contra regem partim morle, partim caecitate et exilio damnantur. Diese Be*
merkung folgt auf eine Fuldische, Lullo Mogontlacensi episcopo defunclo, Ricbolf successit und
dürfte daher wohl in Folge der Notiz der Ann. Fuldenses antiqui: 786. Lul. episcopus obiit. Har¬
trat et ceteri exiliati sunt an diese Stelle gekommen sein *).
Die Vita Karoli (§. 20) könnte möglicher Weise ebenfalls in Jenem Schlusssätze Enhards a. 786
benutzt sein: doch bleibt dies sehr zweifelhaft. — Versuchen wir zunächst die wesentlichen Be¬
merkungen dieser Analyse abermals durch eine Zusammenstellung zu begründen:
1) Mon. Germ. SS. I. 129—130. vgl. p. 178»).
2) 785 Aber die Verschwörung des Hardrad, 793 über diejenige des Pippin *, eine noch bemerkenswerthere zeigt sieb
a. 787 (s. unten) und zum Theil auch in der Orthographie. Andrerseits soll die Handschrift der Lorscher Jahr¬
bücher, welche unser Fulder Autor benutzte, nach dem Jahre 804 zu schliessen, den Pertzischen codd. B. 2 u. 3 sehr
nahe gestanden haben (s. dagegen Hon. Germ. 1. p. 129), während sich eine wesentliche Gleichheit mit abermals an¬
dern Handschriften der Ann Laur. und Einh. in einem Zusatze unter 823 (s. H. Germ. SS. L. 211 und resp. 306)
zeigt.
3) Mon. Germ. SS. Ilt. 117 *).
4) S. Seite 14.
5) Dieser chronologischen Angabe wird also, scheint mir, mit Unrecht Gewicht beigelegt (vgl. Knochenhauer, Gescb.
Thüringens in der karoling. und sächsischen Zeit S. 8 N. *)).
6) Zu 778 vergl. die Vita Sturmi §. 23— 25; jedoch auch hier tritt keine directe Benutzung dieser Schrift hervor.
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17
Annales Laurissenses
minores.
Annales Sithienses.
770. Berta regina filiam Desiderii regis
Langobardorum Carlo filio suo
conjugio sociandam de ltalia ad -
duxit.
771. Carlomannus rex decessit II. non.
Dec ., uxor ejus ac filii in Ilaliam
pergunt.
772. Carlus Saxoniam hello adgressus
Ereshurgum castrum capit , indo -
Itivn Saxonum, guod Irminsul vo-
cabatur , destruit . Adriantia Ro-
mae pontificalum suscipit .
774. Ticinum o Carlo caplum et De-
siderius rex Langobardorum in
Frantiam ductus. Adalgisus filius
ejus Conslanlinopolhn fugit . Sa-
jponw in Hesit Franeomm ter-
minos vastant.
Annales Enhardi Ful-
d en sis.
Bertha regina filiam Desiderii , repfx
Langobardorum , Karolo filio suo coniu-
pio «ociandöm de ltalia adduxit.
Karlomanus rex decesscit II. non. Dec.
in villa Salmuntiaco, sepelitur Remis.
Z7xor eins et filii in Ilaliam pergunt...
Karolus Saxoniam bello adgressus , Erej-
burgum castrum cepit , et idolum Saxo-
num quod vocabatur Irminsul destruit.
Ubi cum exercitus prae siccitate siti
deficeret, subito in quodam torrente
media die divinitus aquae effusae sunt
largissimae. Saxones juxta Visurgim
fluvium ad regem venientes, datis ob-
sidibus*) 12 cum eo pacificantur. Adria-
nus Romae poniificatum suscipit.
Langobardi obsidione pertaesi pariter cum
rege Desiderio egrediuntur ad regem.
Ille vero altera die cum hymnis et lau-
dibus urbem Ingrediens, thesauros re-
gum repertos exercltui distribuit, et
cunctum ltaliae regnum adeptus, re-
greditur in Franciam, ducens secum
Desiderium cum coniuge eius. Adal¬
gisus filius eius Constantinopolim fugit.
Inierea Saxones in Hessis Francorum
terminos vastant ....
*) Vgl. Annales Laurissenses ma-
iores.
Annales Sithien-
ses.
775. Carlus Saxonum per-
fidiam ultus omnes
eorum regiones fer¬
ro et igni depo-
pulatur. Ruotgau-
dus Langobardus in
ltalia regnum ad-
fectat.
Annales Enhardi
Fuldensis.
Karolus Saxonum perfi-
dam ultus , omnes eorum
regiones ferro et igni de-
populabatur: Sigiburgum
castrm capit, Eresburgum
reaedificat: duobus eos
proeliis superat, uno iuxta
Brunesberge, ripas Visur-
Annales ' Lauris¬
senses minores.
8. 776. ..CarlusSaxones
vastatis Heresburg et Si-
giburg castella capit, cu-
stodias ibidem dimissis,
revertitur in Franciam.
3. 771. Karlmannus rex obiitvillaSal-
munciaco, sepelitur Remis.
4. 772. Karlus in Saxonia castrum
Aeresburg expugnat, fanum et lucum
eorum famosum Irminsul subvertit.
5. 773. Interea cum exercitus siti fa-
tigaretur prae siccitate, subito in quo¬
dam torrente media die divinitus aquae
largissimae effusae sunt. Saxones ad
regem super Wisaraha venientes, ob-
sidibus datis pacem rogant.
7. 775... Revertente Karolo rege a
Roma, Langobardi obsidione pertaesi,
civitate cum Desiderio rege egrediuntur
ad regem. Rex vero alia die cum hy-
mnis et laudibus ingrediens, thesauros
regum ibidem repertos dedit exercitui
suo, et cunctum ltaliae regnum adeptus
regreditur in Franciam, adducens secum
Desiderium et coniugem eius ac filiam.
Adalgisus filius eius fuga lapsua, per
mare Constantinopolim venit.
Annales Laurissenses
maior es.
Tune pius atque praeclarus domnus
Carolus rex habuit sinodum in villa
quae dicitur Duria, et inde iter per-
agens partibus Saxoniae, Sigiburgum
castrum cepit, Aeresburgum reaedifica-
vit, super Wisoram fluvium venit in
loco qui dicitur Brunisberg; et ibi
praeparabant Saxones bellum, volentes
3
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Annales Sithien-
ses.
Annales Enhardi
Fuldensis.
Annales Laurissenses
maior es.
777. Saxonia a Carlo
subacta et conven-
tus in ea Habitus
in loco, qui dici-
tur Faderbrunno .
Ibinalarabi Sarra -
cenus perfectus (l.
praefectus ) Caesar -
Auptiatoe ad r*£em
venit.
778. ... Saxones Fran¬
corum terminos us-
que ad Renum ferro
et igni devastant ,
Annales Lauris¬
senses minoreB.
gis flominis defendere co-
nantes, et duobus in Lid-
bechi, maxima eorum mul-
titudine interfecta. Hruod -
gaudus Langobardus in
Italia regnum affectat.
ripam supradicti fluminis defendere;
auxiliante Domino et Francis decertan-
tibus fugati Saxones, Franci ambas ri-
pas obtinuerunt, et mnlti Saxones ibi
occisi sunt... invenit aliam partem de
suo exercitu super fluvium Wisora,
continentes ripam quam iussi fuerant.
Saxones cum ipsis pugnam fecerunt in
loco qui dicitur Lidbach, et Franci Deo
volente victoriam habuerunt, et plures
ex ipsis Saxones occiderunt. Hoc au-
diente domno Carolo rege, Herum su¬
per Saxones cum exercitu irruens, et
non minorcm stragem ex eis fecit...
Tune audiens, quod Hruod gaudus Lan¬
gobardus fraudavit fidem suam, et omnia
sacramenta rumpens, et yolutt Italiam
rebellare etc.
Saxones post multas cae-
des et yaria bella afflicti,
tandem christiani effecti,
Francorum dicioni subdun-
tur. Et conventus in Sa¬
xonia Habitus, in loco qui
vocatur Fadrabruno , ubi
Ibinalarabi Sarracenus ,
praefectus Caesaraugu -
stae , venit ad regem . Ibi,
Saxones baptizati, inge-
nuitatem et omnem pro-
prietatem suam secundum
morem gentis abdicantes
regi tradiderunt, si a die
illa et deinceps christia-
nitatem, et regi ac filiis
eins fidelitatem abnegas-
sent.
10. 778. Saxones post
multas caedes et varia
bella adflicti non yalen-
tes resistere, tandem chri¬
stiani effecti Francorum
dicioni subduntur.
Tune domnus Carolus rex sinodum pu¬
blicum habuit ad Paderbrunnen prima
yice; ibique convenientes omnes Franci,
et ex omni parte Saxoniae undique
Saxones conyenerunt, excepto quod
Widochindis rebellis extilit cum paucis
aliis: in partibus Nordmanniae confu-
gium fecit una cum sociis suis.' Etiam
ad eundem placitum yenerunt Sarraceni
de partibus Hispaniae, hii sunt Ibinal¬
arabi et filius Deiuzefi, qui et latine
Joseph nominatur, similiter et gener
eius, ibique multitudo Saxo-
num baptizati sunt, et secun¬
dum morem illorum omnem in-
genuitatem et alodem manibus
dulgtum fecerunt, si amplius
inmutassent secundum malam
consuetud inem eorum, nisi
conservarent in Omnibus chri-
stianitatem, yel fidelitatem
supradicti domni Caroli re¬
gi s et filiorum eius yel Franco¬
rum .. •
... Inter ea Saxones y Wi- 11. 779 .. . Wituchindus
dukindo tyrannidi ni- Saxo tyrannidi nititur.
tente, Francorum termi¬
nos usque ad Hrenum ferro
. . . Et cum audissent Saxones, quod
domnus Carolus rex et Franci tarn longe
fuissent partibus Hispaniae, per sua-
sionem supradicti Widokindi
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Annales Sithien-
ses.
Annales Enhardi Annales Laurissen-
Fuldensis. ses minores.
Annales Laurissenses
maiores.
nec inulti revertun- et igne devastant , sed
tur... non inulti reveriuntur ...
vel sociorum eins secundum consuetudi-
nem malam iterum rebellati sunt etc.
781. Pippinus filius Carli
Roma* baptizatur
ab Adriano pontifice f
a quo et ipse et fr ater
ejus Hluduicus uncti
sunt in reges. Tassilo
dux Baioariae apud
Uuormatiam sacra -
mento et obsidibus
suae subjectionis fi-
dem facit .
Pippinus filius Karoli Ro~
mae baptizatur ab Adriano
pontifice , a quo et ipse
4t fr ater ejus Hludawi-
cus uncti sunt in reges.
Tassilo dux Baioariae
apud Wormaciam sacra -
mento et obsidibus suae
subjectionis fidem fecit,
honorifice remissus ad sua.
Eo 1 ) tempore multa signa
apparuenmt, inter quae
signum crucis in vestimen-
tis hominum frequentis-
sime fisum est. Sanguis
etiam e terra ac de coelo
perhibetur fluxisse.
16. 784. Tassilo pro-
xnittit fidem servare regi
cum iureiurando, quem
dimittit rex hono¬
rifice, et imperat sibi
obsides initti; quod ita
et fecit
18.786.Per idem [ve-
ro] tempus multa
signa apparuerunt,
inter quae signum
crucis in vestim en-
tis hominum fre-
quentissime appa-
rui t; sanguis etiam
e terra ac de coelo
perhibetur fluxisse.
Annales Sithienses.
787. Eclipsis solis facta est XV. Kal.
Oct. Carlus cum exercitu Roma
Capuam veniL Grimoldus filius
Aragisi ducis Beneventinorum in
obsidatum regi ductus. Ruatru -
dis filia regis a Constantino im -
peratore desponsata.
791. Palatium Uuormacense incendio
consumptum. Carlus Pannonio -
rum (!) regiones ferro et igni
depopulatur.
Annales Enhardi Ful-
denßis.
Eclipsis solis facta est 15. Kalend.
Octob. Karolus cum exercitu Bene-
Tentum ingressus Capuam venit. Gri-
maltum filium Aragisi , ducis Beneven-
tanorum , in obsidatum accepit. Hru-
odtrudis filia regis a Constantino impe-
ratore desponsatur 2 ).
Palatium Wormacense [wormaciense
Bouquet] incendio consumptum est.
Karolus propter multa mala et prae-
dationes ac caedes, quas Huni exercuerant
in populo Dei , provocatus, congregato
exercitu in Baioaria iuxta Anisam flu-
vium, cum omni populo suo ieiuniis et
Annales Laurissenses
maiores.
Tune domnus Carolus rex supradicto
itinere peragens*) Romam venit.
Sed hoc minime apostolicus credebat ne-
que obtimates Francorum, et Consilium
fecerunt cum supranominato domno Ca-
rolo rege, ut partibus Beneventanis cau-
sas firmando adveniset...
Inde autem itinere permoto, partibus
Baioariae perrexit, ad Reganesburg per-
venit, ibi exercitum suum coniunxit,
ibique consilio peracto Francorum, Sa-
xonum, Frfsonum, disposuerunt
propter nimiam maliciam et
i n to 11 er ab i 1 em, quamfecerunt
*) [peragens eclipsis solis facta est
15. Kal. Octob. ab hora diei prima
usque ad horam quintam 3 ). Romam
venit etc. 6. P.]
1) Vgl. Seite 15.
2) Nach den Reichsannalen (a. 788) wäre die Hand dieser Prinzessin den griechischen Werbern vielmehr abgeschlagen
worden.
3) Cf. Annales Quedlinburgenses a. 786 (Monum. Germ. SS. III. 38.) Eclipsis solis facta est 15, Calend. Octobris ab
hora diei prima usque ad horam quintam.
3 *
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20
Annales Sithienses.
Annales Enhardi Ful-
densis.
obsecrationibus triduo celebratis, exer-
citum dividit. Ipse cum Francis, Ala-
mannis et Baioariis ex australi parte
Danubii per Cummiberg, ‘Saxonibus et
Thuringis cum parte Francorum per litus
septentrionale pergentibus, Frisonibus
vero et qui cum ipsis deputati sunt na-
vali expeditione per alveum eunUbus,
Pannoniam mgressus, Hunis perterritis
et fugientibus, omnes eorum regiones
usque ad Raba fluvium ferro et igne de-
vastat *).
Annales Laurissenses
maior es.
Avari contra sanctam eccle-
siam vel populum cristianum,
unde iusticias per missos impetrare non
valuerunt, iter peragendi. Cum Dei •
adiutorio partibus iamdictis* Avarorum
perrexerunt; ad AniBam vero flu¬
vium properantes, ibi constitu-
erunt letanias faciendi triduo;
missarumque sollemnia celobrando
Dei solatium postulaverunt pro salute
exercitus, et adiutorio domini nostri
Jasu Christi, et pro victoria et vindicta
super Avaros. Supradictus yero
princeps de australi parte Danu-
bio iter peragens, Saxones autem
cum quibusdam Francis et ma-
xime plura Frixonum , d e a q u i 1 o -
naie parte Danubii similiter
iter perag e nt es, ubi ad loca per-
yenerunt, ubi iamdicti Avari firmitates
habuerunt praeparatas: de australi vero
parte Danubii ad Cumeoberg, de alia
yero ripa in Iqco qui dicitur Camp, quia
sic nominatur ille fluvius, qui ibi con-
fluit in Danubio. * Avari enim, cum vi-
dissent utrasque ripas exercitum con-
tinentes, etnavigia per medium
fluvium venientes, a Domino
eis terror pervenit: dereliquerunt
eorum loca munita quae supra nominata
sunt, firmitatesque eorum vel machina-
tiones dimiserunt fuga lapsi, Christo
perducente populo suo, utrosque exer-
citus sine laesione introduxit [laesione
in Pannoniam introivit 9 b]. Supra¬
dictus exercitus sic iter peragens us¬
que ad fluvium, cui vocabulum
est Raba; et exinde uterqueexercitus
de ambabus ripis ad propria reversi
sunt...
793. Fossa a rege facta intra Dantiam
(!) Aclmonatn (!) fluvios . proe-
lium factum inter Saracenos et
Francos in Gothia , in quo Sa -
Fossa a rege facta est inter Radantiam
et Alcmonam fluvios . Proelium factum
est inter Sarracenos et Francos in Go¬
thic i, in quo Sarraceni sttperiores ex-
Rex autumnali tempore de Reganesburg
iter navigio faciens, usque ad fossatum
magnum inter Alcmana .et Radantia per¬
venit, ibique missi apostolici cum magnis
1. Vgl. Einhardi Annales 790 (Mon. Germ. 1. 177) und Ann. Quedlinburgenses 790. Palatium Wormatiae ignis con-
sumpsit (M. Germ* SS. III. 39), Ann. Mosellani 790 (M. Germ. SS. XVI. 49S).
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Annales Sitliienses.
raceni superiores extiterunt. Sa -
xonum defectio.
795. Carlus Saxoniam ingenti popu-
latione devastauit. Uuitzin dux
Abodritorum ad regem pergens
a Saxonibus occiditur.
Annales Enhardi Ful-
den sis.
titeruni 1 ). Saxones *more solito de -
fecerunt.
Karolus cum exercitu Saxoniam in -
genti populatione vastando , pervenit
usque ad locum quem vocant Hliuni, ubi
Witzan, dux Abodritorum, ad regem per-
gere volens , a Saxonibus o?cisus est...
Annales Laurissenses
min o res.
muneribus praesentati sunt. Ibi missus
nuntiavit, Saxones Herum Adern suam
fefellisse...
... Audiens vero, quod Saxones more so¬
lito promissionem suam, quam de ha-
benda cbristianitate et fide regis tenenda
fecerant, irritam fecissent, cum exercitu
in Saxoniam ingressus est, et usque ad
fluvium Albim pervenit, ad locum
qui dicitur Hliuni, in quo tune
Wilzin Abodritorum rex a Saxonibus
occisus est...
797. Barcinana Hispaniae oppidum
per Zanum (!) Sarracenum Carlo
tradiia. Constantinus imperator
excoecatus est.
814. Carlus imperator Aquiscrani de -
cessit V. Kal. Febr. et Hloduuicus
filius ei succedens erecta (l. erepta)
per uim patrimonia cum magna
liberalitate restituit.
1) Vgl. Einh. Ann. (Mon. Germ. 1.
(M. Germ. 1. 300).
Barcinona Hispaniae civitas, quae iarn
pridem a Francis defecerat, per Zaium
Sarracenum , praefectum eius, Karolo
reddita est. Constantinus imperator a
Grecis excaecatus est . Karolus expe-
dicione facta totam Saxoniam usque ad
Hadaloha, quae sita estinlittore oceani,
peragmit...
•
Karolus imperator dum Aquisgrani
hiemaret, anno aetatis suae circiter 71,
regni autem 47, subactaeque Italiae 43,
ex quo Yero imperator et Augustus ap-
pellatus est anno 14, 5. Kal. Febr. re-
bus bumanis excessit. Cui Hludowicus
filius eius successit , et ad suscepti regni
administrationem cura conYersa, primo
legationes gentium, quae ad patrem ve¬
nera nt, auditas absolvit; deinde simili
modo ad patrem quidem missas, ad se
yero venientes suscepH et absolutes re-
misit. Habitoque Aquisgrani generali
conyentu populi sui, ad iusticias fa-
ciendas et oppressiones popularium re-
leyandas legatos in omnes regni sui
partes misit, et erepta per vim patri¬
monia multis restituit.
179), Ann. Mosellani 792 (Hon* Germ.
Barcinona civitas Hispaniae, quae
iampridem a nobis desciverat,
per Zatum praefectum ipsius nobis
est reddita... Expeditio facta
in Saxoniam, et usque ad oceanum trans
omnes paludes etinvia loca transitum
est, et rex de Haduloha regressus —
hoc enim loco nomen, ubi oceanus
Saxoniam alluit etc.
Domnus Karlus imperator dum Aquis¬
grani hiemaret, anno aetatis circiter
septuagesimo primo, regni autem qua-
dragesimo septimo, subactaeque Italiae
quadragesimo tertio, ex quo vero Im¬
perator et Augustus appellatus est
anno decimo quarto, 5. Kal. Febr. re-
bus humanis excessit. Cuius rei nun-
cium cum Hludowicus filius eius .. plu-
rimis deferentibus accepisset, tricesimo
postquam id acciderat die Aquasgrani
venit, summoque omnium Francorum
consensu ac favore patri successit.
Et ad suscepti regni administrationem
cura conversa, primo legationes gentium
quae ad patrem venerant, auditas ab-
solvit, alias deinde simili modo ad patrem
quidem missas, ad se yero yenientes
suscepit... habitoque Aquisgrani ge¬
nerali populi sui conventu ad iustitias
faciendas et oppressiones popularium
relevandas? legatos in omnes regni sui
partes dimisit...
SS. XVI. 498), Chronicon Moissiacense
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22
Annales Sithicnses.
815. Hludouutcus imperator exercitum
Francorum ad auxilium Herioldo
Danorum regi ferendum contra
filios Godofridi in Aormanniam
mittit. Romae quidam primores
in necem Leonis papae conspi-
rantes interficiuntur .
817. Eclipsis lunae facta non. Feb.
eadem nocte stella cometes gla-
dio similis visa. Stephanus pa -
pa nona Kal Feb . diem obiit,
cui Fascalis presbiter successiL
Hludouutcus imperator Hlotha-
rium filium suum soctum imperii
facit. Bernardus rex Langobar-
dorum novas res molitus a suis
deseritur.
Annales Enh&rdi Ful-
densi 8.
Exercitus Francorum a Hludowico im-
peratore ad auxilium Herioldo , Da-
norum regi , ferendum contra filios
Godafridi in Nordmanniam missus , cum
adversarii eis congredi non auderent,
vastatis circumquaque yicinis 1 ) pagia
et acceptis popularium obsidibus 40.
reversus es^ Romae quidam pWmo-
res in necem Leonis papae conspirati-
tes interficiuntur .
Eclipsis solis (sic!) facta est Nonis
Feb . Eadem nocte stella cometes g la¬
dt o similis visa est. Stephanus
papa 9. Kal. Febr. diem obiity cui Fa -
schalis [j Fascalis 2. P.] presbyter
successit. Hludowicus imperator filium
suum primogenilum Hlotharium coro-
navit, et nominis atque imperii sui so-
cium Bibi constituit: ceteros reges ap-
p eil a tos, unum Aquitaniae, alterum
Baioariae praefecit. Sclaomir dux Abo-
dritorum, propterea quod regiam po-
tesiatem, quam post mortem Thrasconis
solu super Abodritos tenebat, cum Cea-
drago filio Thrasconis partiri iubebatur,
iratus cum populo suo sibi subiecto de-
Annales Laurissenses
maiores.
... Tune omnes Saxonici comites, omnes-
que Abodritorum copiae cum legato im-
peratoris Baldrico, sicut iussum erat,
ad auxilium Herioldo ferendum trans
Aegidoram fluvium, in terram Nord-
mannorum vocabulo Sinlendi perve-
niunt, et inde profeett... in litore oce-
ani castra ponunt: ibique statiyis tri-
duo habitis, cum fiiii Godofridi, qui
contra eos magnis copiis et ducentarum
navium classe com parate in insula qua-
dam tribus milibus a continenli sepa¬
rate residebant, cum eis congredi
non auderent, yastatis circum¬
quaque vicinis pagis etacce-
ptis popularium obsidibus 40.,
ad imperatorem in Saxoniam reversi
sunt Ipse enim tune temporis in
loco qui dicitur Padrabrunno generalem
populi sui conyentum habebat. Sed an¬
te quam illuc yeniret, id est cum adhuc
domi esset, adlatum est ei, quosdam de
primoribus Romanorum ad interficien-
dum Leonem papam in ipsa urbe Roma
conspirasse, ac deinde, cum huius cau-
sae indicium ad pontificem esset dela-
tum, omnes illius factionis auctores
ipsius iussu fuisse trucidatos...
... Luna Nonis Febr. hora noctis se-
cunda defecit, et cometes in signo Agi¬
tator» apparuit. Interea Stefanus
papa tertio postquam Romam yenerat
mense, sed nondum exacto, circiter 8.
Kal. Febr. diem obiit Cui Paschalis
successor electus... [Imperator] gene¬
ralem populi sui conyentum Aquisgrani
more solito habuit, in quo filium suum
primogenitum Hlothariumco-
ron.a ¥ i t, et nominis atque im¬
perii sui socium sibi consti¬
tuit, caeteros reges appella-
tos unum Aqu itaniae, a lterum
Baioariae praefecit. Conrentu
peracto, cum Yosegi saltum venandi
1) Diese Beseichnung hat hier, wie man bemerkt, keinen Sinn, weil die Ann. Fuldenses vorher statt der genauen Orts¬
bestimmung der Reichsannalen nur das allgemeine „in Normanniam“ der Ann. Sithienses aufgenommen haben.
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23
Annales Sithienses.
Annales Enhardi Ful¬
de n s i s.
Annales Laurisseuses
maiore s.
fecit; et missa trans mare legatione,
cum filiis Godafridi amicitias iunxit.
Bernhardte rex Langobardorum , con-
ailio pravorum hominum tyrannidem
meditatus, cum se a suis deseri vidis-
set, rebus propriis diffidens, apud Cavil-
lionem armia depositis se tradidit. Legati
Leonis imperatoris de Constantinopoli
pro pace ad imperatorem Hludowicum
missi venerunt, quos ille apud Ingilen-
beim susceptos audivit ac dimisit...
gratis peteret, obvios habuit legalos Leo¬
nis imperatoris, quos cum in Ingiienheim
palatio iuxta Mogontiacum civitatem au-
disset, ac legationem eorum non aliam
esse, nisi quam Niciforus eiusdem im¬
peratoris legatus proxime adtulerat,
comperisset, celeriter absolutos dimi¬
sit, et quo tendebat proficiscitur. Nun-
ciataque defectione Abodrito-
rum et Sclaomiri, comitibus tan-
tum qui iuxta Albim in praesidio resi-
dere volebant, ut terminos sibi commis-
608 tuerentur, per legatum mandavit.
Causa defectionis erat, quod r e g i a m
potestatem, quam Sclaomir eate-
nus post mortem Thrasconis
solus super Abodritos tenebat,
cum Ceadrago filio Thrasco¬
nis partiri iubebatur; quae res
illum tarn graviter exacerbavit, ut ad-
firmaret, se nunquam posthac Albim flu-
rium transiturum, neque ad palatium
venturum. Statim miss» trans
mare legatione,'iunxit amici¬
tias cum filiis Godofridi... In-
terea cum imperator venationc peracta
de Yosego Aquasgrani reverteretur,
nuntlatum est ei, Bernhardum nepotem
suum, Italiae regem, quorundam pra-
Torum hominum consilio ty¬
rannidem meditatum, iam omnes
aditus quibus in Italiam intratur, id est
clusas, inpositis firmasse praesidiis, at-
que omnes Italiae cmtates in illius
verba iurasse; quod ex parte rerum,
ex parte falsum erat. Ad quos motus
comprimendos cum, ex tota Gallia at-
que Germania congregato summa cele-
ritate magno exercitu, imperator Ita¬
liam intrare festinasset, Bernhardus r e-
bus suis diffidens, maxime quod
se a suis cotidie deseri videbat,
armis depositis, apud Cavillio-
nem imperatori se tradidit....
818. Bemardus Francorum judicio ex - Bernhardus Francorum iudicio excae -
caecatus moritur . Hludowicusim - catus moritur *): similiter et aucto-
Detecta fraude et coniuratione pate-
facta, ac sediciosis omnibus in potesta-
1) Die Heichsannalen melden Bernhard’s Tod garnicht, welcher übrigens auch nach den Biographieen Kai-
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Annales Sithienses.
Annales Laurissen ses
m aiores.
24
Annales Enhardi Ful-
den si s.
peralor Britlaniam cismarinam res coniurationis capilali senlentia damp- tem suam redaclis, iinperator Aquas-
bello expeiens Mormannum eo~ nati, luminibus tantum orbantar. Epi- grani revertitur, transactoque quadra-
rum tyrannum inlerficit Eclipsis ßcopi synodal i decreto depoaiti, mona- gesimali ieiunio, paucis post sancium
solis fada VIII id. Jul. Irmin- Bteriis mancipantur; caeteri prout quis- pascha diebus c on iura ton i s au c to-
qardis regina decessil V non. que nocentior vel innocentior apparuit, r e s, qui superius nominati sunt, simul
Q C l 0 b, vel exilio deportatus, vel tonsus et in et regem iudicio Francorum capitali
menaslerium missus est. Imperator sententia condemnatos, lumi-
vero Britanniam [britlaniam 2. P.] eis- nibus tantum iussit o r b a r i,
marinam beUo petens , captisque re- episcopos synodali decreto
bellium munitionibuß brevi in suam depositoi monasteriis manci-
potestatem redegit. Kam Mormanno, pari, caeteros, prout quisque
qui in ea tyrannidem exercuity occiso , vel nocentior vel innocentior
nullus Brito inveniebatur, qui resiste- apparebat, vel exilio depor-
ret, aut imperata facere renueret. tarivel detondi atque in no-
Eclypsis solis contigit 8. Id. Jul. Ir- nasteriis conversari. Atque
minyardis regina 5. Non. Octob. de- bis ita dispositig, ipse cum maximo
cessit ... exercitu Brittanniam adgressug, ge¬
neralem conventum Venedig habuit.
* Inde memoratam provinciam ingregsus,
• captis reb ellium munitionibus,
. brevi totam in guam potesta-
tem non magno labore redegit.
Nam postquam Mormannus, qui in
ea praeter solitum Brittonibus morem
regiam sibi vindicaverat potestatem,
ab exercitu imperatorig occisus egt,
nullus Britto inveniebatur,
qui resisteret, aut qui obsi-
des qui iubebantur dare rennue-
ret. Qua expeditione complela, cum
impcrator, dimisso exercitu, Andecavos
civitatem esset reversus, Irmingardis
regina, coniux eius, quam proficiscens,
ibi aegrotantem di miserat, duobus diebus
postquam~ipse ad eam venit, morbo in-
valescente 5. Nonas Octob. deces¬
sit. Eclypsig solis contigit 8. Idus Julii...
821. Hladouuicus Imperator IS'oviomagi Hludowicus imperalor Noviomagi divi - ... Iterumque conventus menge Maio
divisionem regni facit inter filios sionem regni fecit inter filios suos, Noviomagi habendos condiclus est, co-
iuo». deinde in villa Theodonis deinde in viUa Theotonis [theodonis mitesque qui illuc venirent deputati.
omnis [I. omnes] qui suo tempore 3. 4. 5. P.]omnes'), qui suo tem - Eo domnus imperalor post festi pacha-
scr Ludwigs (Thegan. 23. Mon. Germ. SS. II. 596. Astronom. 31.' 1. I. p. 623), ferner nach Nithard (Higt. I. 2.
1. 1. p. 651) iu der That in Folge der Blendung cinlrat.
1 ) Sclion in meiner Inauguraldissertation (De statu quaestionig sintne Einbardi necne eint quos ei ascribunt annales
imperii. Regimont. 1860 p. 60) liabe ich die Aehnlichkeit dieser Stelle mit der entsprechenden in der Vita Hludowici
des Astronomus (c. 31. M. Germ. SS. II. 626) hervorgehoben, woselbst es heisst:
revocatis Omnibus qui contra vitam suam regnumque conjuraverant, non modo vitam membraque donavil, ged
et possessiones quibus legaliter fuerant privati, cum magno liberalitatis testimonio restituit.
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Annales Sithienses.
Annales Enhardi Ful-
d ensis.
Annales Laurissenses
maiores.
tu exilium missi futranl , revo- pore in exilinm missi fuerant revoca - lis expletionem per Mosam navigavit,
cüvit et unumquemque in suum vit, et singults in statum prislinum ibique constitutam annis superioribus
statum restituiL Ulotharius ju- restilutis [singulos ... restituit 4. 5. P.], atquc conscriptam inter filioa suos regni
venis uxorem duxit et apud possessiones quoque iudicio legis in partitionem recensuit, ac iuramentis
Uuormatiam hiemavit. fiscum re da das, magna liberalitate resti- optimatnm qui tune adesse potuerant
tuil. Ulotharius filius eins uxorem confirmavit... Medio menge Octobrio
duxit, et apud Wormatiam hiemavit. conventus generalis apud Theodonis vil-
Ceadrago princeps Abodritoram, quia lam magna populi frequentia celebratur,
* c • ■ . . i perfidiae et cuiusdam cum filiis Godo- in quo domnus Hlotharius, primogeni-
fridi factae societatis notabatur, Sclao- tus domni imperatoris Hludovici, Ir-
wir aemulus eius in patriam remiUitur. mingardam, Hugonis comitis filiam, so-
Qui cum in Saxoniam venisset, aegri- lemni more duxit uxorem... Eminuit
tudine’decubuit, et percepto baptismi in hoc placito piissimi imperatoris mi-
sacramento moritur. sericordia singulär is, quam ostendit su¬
per eos, qui cum Bernhardo nepote
suo in Italia contra caput ac regnum
suum coniuraverunt, quibus ibi ad prae-
sentiam venire iussis, non solum vitam
et membra concessit, verum etiam
possessiones iudicio legis in
fiscum redactas magna libera-
litate restituit... filium autem
Hlotharium post nuptias ritu solemni
celebratas ad hiemandum Wormaciam
misit. De parte Danorum omnia quieta
eo anno fuerant.. Sed quia Cea-
dragus, Abodritorum princeps,
perfidiae et cuiusdam cum fi¬
liis Godofridi factae societa¬
tis notabatur, Sclaomir, ae¬
mulus eius, in patriam remit-
titur, qui cum in Saxoniam ve-
nisset, aegritudine decubuit,
perceptoque baptismi gacra-
mento defunctus est...
Somit hätten wir das zwischen den Ann. Enhardi Fuldensis und den Ann. Sithienses obwaltende
Verhältniss dargelegt. Wenn Waltz einmal 1 ) gewiss mit Recht sagt, „dass man sich hüten
muss, bei kurzen Annalen stets an gleichzeitige Aufzeichnungen zu denken“, so mahnt dies nun
seinerseits davon ab, jene allzuleicht für die späteren Auszüge zu erklären. — Aber auch die
Würdigung jener beiden Schriften selbst wird, dünkt mich, elnigermassen durch unser Ergebniss
gefördert — und gehen wir zu einigen hierauf bezüglichen Bemerkungen Uber.
Die Frage, ob die Annales Sithienses uns vollständig erhalten vorliegen, bin Ich nicht im
Stande mit einiger Bestimmtheit zu beantworten; ich kann jedoch auch nicht sagen, dass ich mich
1) Nachrichten tob der Göttinger Universität 1857 S. 62.
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ihrer Verneinung zuneigle. Die bis 856 fortlaufenden Jahreszahlen der Handschrift 1 ) könnten dafiir
sprechen: aber dass diese Jahrbücher — mindestens ursprünglich — nicht soweit reichten, dürfte
durch den Umstand erwiesen werden, dass Enhard selbst, welcher sie doch schon benutzte, be¬
reits mit dem Jahre 838 abbricht und, wie es scheint, seine letzten Berichte ln eben den Jahren
schrieb, von denen er handelte. —
Sodann nahmen wir 3 ) a. 821 eine Aehnlichkeit zwischen seinen Jahrbüchern und der Vita
Hludowici des Astronomus wahr, die durch die Ann. Silhienses vermittelt erschien —und eine bei¬
nahe schlagendere Uebereinstimmung mit derselben weist er a. 826 nochmals auf 3 ).
Vita Hludowici 4 ) c. 40. In qua consistenti [seil, imperatori] perfldia atque defectio Aizo-
nis nuntiata est, quod de palatio domni imperatoris fugiens, ad civitatem Au-
sonam venit...
Ann. Enhardt Fuldensis 826... perlatum est ad eius [seil, imperatoris] noticiam,
quomodo Aizo Gothus de palatio fugiens ad Sarracenos se contulisset...
Ann. Laurissenses 826... ad eius [seil, imperatoris] notitiam perlatum est de ftiga
ac perfldia Aizonis, quomodo fraudulenter Ausonam ingressus etc.
Indessen dies Verhältniss könnte auch anders Zusammenhängen.
Den Verfasser der Ann. Sfthienses als gleichzeitig zu betrachten, sah Waitz durchaus keinen
Grund. — Dass derselbe seine Notizen unmittelbar nach den Ereignissen aufeeichnete, nehmen
auch wir nicht an, da auch uns der letzte Theil derselben vielmehr als ein Extract aus den Reichs¬
annalen erscheint 4 ). Aber sehr frühe muss er an dies Werk gegangen sein, da es dem Ver¬
fasser des ersten Theils der Fulder Annalen bereits voriag; den ersten Jahrzehnten des neunten
Jahrhunderts (in dessen Zügen wir es ja auch noch überkommen haben 4 )) muss es angehören, zwi¬
schen 829 (wo die Reichsannalen aufhören) und 838 bereits sein Schluss fallen.
Im Uebrigen waren die Annales Enhardi Fuldensis nicht die einzigen, in denen die Silhienses
benutzt wurden: sie sind es, wie schon Pertz bemerkt hat, in den Annales Blandinienses (von
Blandlgny bei Gent) zu den Jahren 743 (753) bis 816 ebenfalls 7 ).
Ich weiss nicht, ob dies Verhältniss, nebst dem Orte ihrer Auffindung genügt, um sie in der
That in jene flandrischen Gegenden zu verweisen. —
Mit den Jahrbüchern des Petavius stimmen sie sachlich a. 744. 745. 752. 760 —762. 7 6 5
767, mit den s. g. Annales Laureshamenses insbesondere zu den Jahren 745. 752. 757. 765. 767.
793 Uberein, was, wie wir sahen 8 ), sogar die unbewusste Ursache gewesen ist, einen direkten
Gebrauch der letzteren Schrift durch Enhard von Fulda anzunehmen. Aehnlichkeiten mit den Ann.
Mosellani und Quedlinburgenses bemerkten wir ausserdem resp. a. 791. 793 und 787, 791.
Eine Benutzung der Reiohsannalen durch die Ann. Silhienses glaubte Waitz erst vom
1 ) Vergl. «ben S. 6.
2) S. Seite 24.
3) Wie ebenfalls schon in meiner Inauguraldissertation (p. 60) bemerkt ist.
4) Mon. Germ. SS. II. 630.
6 ) S. unten.
6 ) Vergl. oben S. 6.
7) S. Mon. Germ. S§. V. 20 ff. (Ueber die Schule zu Sithiu oder St. Bertin vergl. Bihr p. 44.)
8 ) Vergl. oben.
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Jabre 806 ab zu bemerken. Freilich begegnen uns die beinahe wörtlichen Uebereinstimmungen
mit jenen erst in den späteren Theilen, wenn auch die materiellen schon viel früher, seit den
siebziger Jahren, beginnen. Dass diese Verwandtschaft wirklich auf der Abhängigkeit der Sithien-
ses von jenem grösseren Werk beruhe, bin ich aber insbesondere darum geneigt anzuerkennen,
weil sie a. 822 mit demselben u. a. den Ausdruck „emendare curavit“ theilen, denn die häu¬
fige Verbindung von curare mit dem Infinillf des Aktivs ist für die Berichte der „Einhardi Anna¬
les“ von 819— 823 beinahe so charakteristisch als ftir den Styl der Einhardischen Translatio SS.
Petri et Marellini 1 ). Auch erwähnen die Ann. Sithienses a. 810, ohne weitere Bemerkung, zwei
astronomische Ereignisse, welche (vergl. Ann. Lauriss, msj.) vielmehr den aufeinanderfolgenden
Jahren 809 und 810. angehören *).
Ein Indicium, welches möglicher Weise eine Hindeutung auf den Verfasser unserer Annalen
enthalten könnte, will ich ebenfalls der Vollständigkeit wegen nicht übergehen, so schwach und
hinfällig es vorläufig ist. — Stellen wir nämlich die Worte der Ann. Sithienses, Ann. Enhardi
Fuldensis und der Reichsannalen unter 796 zusammen: '
Ann. Sithienses... Campus Hunorum primo per Ericum ducem Forojuliensem deinde
per Pippinum fllium regis subactus est.
Ann. Enh. Fuldensis... Campus eorum [seil. Hunorum] quem vocant Hrlngum,
primo per Ehericum ducem Foroiulienscin, deinde per Pippinum fllium regis aditus et
captus est.
Ann. Laurissenses majores... Heirichus dux Foroiulensis... hringum gentfs Ava-
rorum_spoliavit.
Einhardi Annales... eorumque [seil. Hunorum] regia, quae, ut dictum est, Hrin-
gus, a Langobardis autem campus vocatur
— so ersehen wir, dass der Autor der Sithienses hier (und zwar ohne weitere Bemerkung) einen
Ausdruck gebraucht, den die Einh. Annales bei derselben Gelegenheit als einen spezifisch lango-
bardischen bezeichnen. Sicherlich kam dies Wort „campus“ aus seiner Schrift in die Ann. Ful-
denses. Aber ob diese wiederum den Annales Einhardi Vorlagen 1 ) und der Verfasser der letzteren
eben auf ihre Quelle mit Jener Bemerkung hinweisen wollen, muss ganz dahingestellt bleiben, indess aus
der blossen Anwendung des langobardischen Ausdrucks an sich natürlich noch garnichts für die
Nationalität des Verfassers folgt.
Waitz fand das Ganze der Sithienses „ohne historischen Werth“,— so durchaus aber
wohl nur, well er sie im Wesentlichen für einen wörtlichen Auszug aus den Ann. Fuldenses hielt.
1) Dieselbe (freilich auch sonst übliche) Wendung in der Vita Karoli §. 27 und ganz am Schluss. Vergl. auch Einhardi
Annales a. 787. 788. 792. 798.
2) Der Bemerkung Bethmann’s (Mon. Germ. SS. VI. 442 zu „Sigeberti auctarium Sittiiense“), wonach die An¬
nales Sithienses, nach den von ihnen abhängigen Ann. Blandinienses zu schliessen, auf St. Ga 11er Aufzeich¬
nungen aufgetragen („superstructi“) sein sollen, vermag ich nicht zu folgen. Ich meine, dass hier 1) zwei zwar
ähnliche, jedoch verschiedene Sithiensische Schriften verwechselt sind und dass 2) unsre Annales Sithienses (welche
B. freilich, wie seine Worte ergeben, gar nicht gekannt hat) in keinerlei besonderer Beziehung zu St. Galler Auf¬
zeichnungen stehen.
3) Das Verhältnis zwischen den Ann. Einhardi und den Ann. Enhardi Fuldensis habe ich in meiner Inauguraldisser¬
tation (p. 59) zu erläutern gesucht.
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Denn wenn wir auch etwas zugleich „Neues und Wahres 44 allerdings aus ihnen kaum erfahren, so
bieten sie doch für manche Fakta eine vielleicht nicht ganz verächtliche Bestätigung. In den
Augen Enhard's zum Mindesten müssen sie keinen geringen Werth, kein unter¬
geordnetes Ansehen besessen haben, da er sie, wie wir gesehen haben, nicht allein neben
den kleineren Lorscher, sondern selbst neben den grossen Reichsannalen fortdauernd berücksichtigte.
Vor den ersteren gab er ihnen nicht nur fast überall in Ansehung der Chronologie den Vorzug,
sondern auch an der einzigen Stelle, wo deren Angabe mit derjenigen der Silhiensischen Jahrbücher
absolut unvereinbar war (in Hinsicht auf den Todesort Karlmann’s *)).
Mehr als der erste Theil der Annaies Enhardl Fuldensis (von 680 — 829) ver¬
dienten sie, nachden vorstehenden Ausführungen, unzweifelhaft die Aufnahme
in die Monumenta Germania e. Einzelne Fehler, welche Mone bei der Ergänzung der sehr
verstümmelten Handschrift begegnet sind, Hessen sich dann, schon mittelst einer noch genaueren Ver¬
gleichung der Annaies Fuldenses, leicht vermeiden. Die verderbte Stelle a. 810 et inde pulci [u?J...
orum Tabula exorta est, welche wohl überhaupt auf Interpolation beruht, ist vielleicht mit den Wor¬
ten „Pulci regis Hunorum“ auszufiillen *).-
Kehren wir endlich zudem andern Werke, welches uns hier interessirt, demjenigen Enhard’s,
noch einmal zurück, so ist vom Jahre 823 bis 829 bei diesem fast Alles aus den Reichsannalen
entlehnt, zum Theil so gut wie wörtlich, theiis aber auch in sehr zusammengezogener Form 3 ).
Seit 828 werden seine Berichte sogar bereits so kurz wie die späteren selbstständigen. Eine Ueber-
einstimmung mit der grösseren Biographie Ludwigs des Frommen (a. 826) bemerkten wir schon
(S. 26), eine gleiche mit Elnhard’s Translatio SS. Marcellini et Petri a. 828 ist von Pertz
(Mon. Germ. I. 359 T )) aus der Benutzung dieser Schrift durch den Fulder Annalisten abgeleitet
worden. Auch heisst es bei ihm 826: Georgius quidam presbiter de Venetia, cum Baldrico comite
Foroiuliense veniens, organum ydraulicum Aquisgranl fecit, während dies „ydraulicum <(
in den Reichsannalen fehlt und es andrerseits in der erwähnten Translatio auch heisst: Hic est
Georgius Veneticus, qui de patria sua ad iraperalorem venit, et in Aquensi palatio organum,
quod graece hydraulica vocatur, mlriflca arte composuit 4 ).
Die Berichte Enhard’s bereits von 830 ab für gleichzeitige zu halten, geht deshalb nicht wohl
an, weil wir den Ursprung der Annaies Sitbfenses erst frühestens in diese Zeit setzen durften 6 ).
Endlich über die Verhältnisse, die Condition dieses Fuldischen Enhard wäre nach Pertz nicht
viel Zweifel: er müsse ein Insasse des Bonifaciuskiosters zu Fulda gewesen sein, indess anderer-
1) Vergl. S. 11. 13.
2) (Vergl. Add. Sangallenses majoreg a. 955. Mon. Germ. I. 79).
3) Diese selbstständigen Kürzungen der Ann. Fuld. sind es, welche in die Wagschale der gegnerischen Ansicht von
dem Verhältnisse derselben zu den Sithienses am schwersten, indessen, denkeich, lange nicht gewichtig genug fallen, um
dieselbe sinken zu machen. Wieviel solcher adminikulirender Argumente fänden sich nicht für die unsrige, als die in
sich überall gleichmässige Fassung und Ausdrucksweise der Ann. Sithienses u. g. w.
4) 1. 1. §. 75 (TeuleL Einhardi Opp. p. 340). — Auch verlegt Enhard schon 827 die Uebertragung des h. Petrus
und Marcellinns in das Frankenreich in den November, während dieselbe von den Reichsannalen in den Okto¬
ber gesetzt wird.
5) Vergl. S. 26.
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seits seine in chronologischer Hinsicht ungenaue Angabe Uber die Ausstellung der Reste des
heil. Marcellinus in Aachen a. 828 *) beweise, dass wir es auf keinen Fall mit dem berühmten Ein¬
hard zu thun hatten.
Wir wollen die Schwierigkeiten, welche dieser Identlflcirung entgegenzustehen scheinen, sowie
umgekehrt die Umstände, die derselben das Wort reden könnten, noch ein wenig näher prüfen.
Zunächst die etwas abweichende Orthographie des Namens dürfte derselben keinen unüber¬
windlichen Anstoss in den Weg legen. Es ist bekannt, wie willkührlicb man zu jenen Zeiten ln
diesem Betracht verfuhr 2 ). Ausserdem nennen die zum bedeutenden Thell aus diesen Jahrbüchern
extrahirten Annales Yburgehses — wohl nach der von ihnen benutzten Handschrift derselben — un¬
seren Autor auch geradezu „Einhart“ 3 ).
In Beziehungen zu dem Fulder Kloster hat Einhard auch allerdings gestanden. Eine Notiz,
die nur freilich von sehr zweifelhaftem Werthe, deutet sogar darauf hin, dass er dort in den Tagen
des Abts Baugolf (780—803) seine erste Bildung erhalten *). Und stehen wir an, dieser Nachricht
zu trauen, so wissen wir bestimmt, dass er mit Baugoirs Nachfolger Ratgar in Verbindung stand,
wiederum mit dessen Nachfolger, Eigil (818—822), sogar befreundet war. Brun- Candidus,
der Biograph BaugolFs und Eigtrs, ist wohl derselbe, welchen Ratgar Einhard geschickt batte und
als Einhard’s Schüler zu betrachten 5 ). Zu Hraban sandte Einhard den Vussinus; bei eben¬
demselben studirte sein Freund Lupus, der bekannte spätere Abt von Ferrieres *).
Eine an einzelnen Stellen hervortretende Verwandtschaft dieser Jahrbücher mit den Schriften
Einhard’s, die auf sachlicher Uebereinstlmmung, nicht auf wörtlicher Nachahmung (wie etwa diejenige
zwischen den s. g. Annales Einhardi und der Vita Karoli 0) beruht, hatten wir oben wahrzunehmen
Gelegenheit. Die Nachrichten der Reichsannalen die Uebertragung des heil. Petrus und Marceilinus, •
Einhard’s eigenstes Werk, betreffend finden wir hier modiflzirt und erweitert.
Zugleich bleibt der Name Einhard’s selbst da, wo die Quelle, d. h. die Reichsannalen (a. 806)
oder der Gegenstand selbst, wie a. 827 und 828, zu dessen Erwähnung einlud, ungenannt. —
Aber alle diese der Autorschaft Einhard’s scheinbar günstigen Anzeichen
beseitigt, wie es scheint, doch ein entscheidender Gegengrund: die Ausstellung der
Reste des heil. Marcellin im Aachener Palaste, von der Niemand besser Bescheid wusste als Ein¬
hard, wird in unsern Annalen in eine falsche Zeit, erst 828 statt 827, gesetzt. Denn dieselbe
erfolgte der Einhardischen „Translatio“ zufolge ein halbes Jahr nach der ersten Einbringung der
1) S. Mod. Germ. I. 359. 7).
2) Vergl. u. a. die Anmerkung Pertzens Mon. Germ. SS. II. 83.69): Vetereg etenim in efferendig nominibus propriis
gibi congtanteg non erant etc., ferner Hahn, Jahrbücher dea fränk. Reiche 57. 6).
3) Indem eie freilich zugleich geinen Antheil an den Fulder Annalen allem Anschein nach unrichtig big z. J. 839 incl.
ausdebnen (s. Mon. Germ. SS. XVI. 34 sqq).
4) Vergl. seine angeblich von Walafrid Strabo herrührende kurze Biographie (Pertz, Archiv VII. S. 372. 373).
5) S. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen. S. 126.
6 ) S. ebendaselbst S. 128.
7) Vgl. meine Dissertation p. 43—52.
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heiligen Reste in Michelstadt und diese, wie aus demselben Buche hervorgeht, bereits im Herbst
826 1 ).
1 ) Vgl. Pertz, Mon. Germ. SS. I. 216. 7) und 359. 7) und besonders die ausführliche Begründung dieser Ansicht
durch 0. Abel (Einhard’s Jahrbücher nach der Ausgabe der Monum. Germaniae übersetzt. Geschichtschreiber der
deutschen Vorzeit in deutscher Bearbeitung IX. Jahrh. 2. Bd. S. 160—162). Einzelne der hier gegen die abweichende
Meinung, nach welcher jene Uebertragung wirklich erst 827 erfolgt wäre, susammengestellten Gründe lassen vielleicht
eine Berichtigung zu, aber ihrer Summe muss man sich wohl ergeben.
Jedoch noch eines will ich bemerken: Wenn wir dies chronologische Ergehniss Pertz zugeben, können
wir der Art, wie er die entsprechende Nachricht der (seiner Meinung nach ebenfalls Einhardischen) Reichsannalen
damit in Einklang zu setzen gesucht hat, um so weniger beipflichten. Jene Jahrbücher schreiben a. 827 (Mon. Germ.
SS. L 216): Corpora beatissimorum martirum Marcellini et Petri de Roma sublata, et Octobrio mense in Franciam
translata, et ibi multis signis atque virtutibus clarificata sunt.“ — Wer wird diese Worte an sich anders verstehen,
als einfach von der Uebertragung der heiligen Leiber von Rom in das Frankenreich, so wie sie auch Enhard
von Fulda sich bereits deutete ? Aber Pertz — denn er müsste hier sonst eine Differenz zwischen Einhard und
dem Reichsannalisten zugeben, welche die Identität dieser beiden Personen eben so unbedingt ausschlösse als der
ganz gleiche Fall diejenige Einhards und Enhards von Fulda — legt die Stelle gleichwohl ganz anders aus. — Wir
erfahren aus Einhards „Translatio“, dass nur ein Theil jener Reliquien bereits gegen Ende 826 nach Michel¬
stadt und von da am 17. Januar 827 nach Mulinheim kam, indess die Gebeine des heiL Marcellin, während der
Reise nach St. Denys entwandt, Einhard erst acht Tage nach dem Osterfest 827 zurückgestellt wurden, um dann erst
im Herbst dieses Jahres ebenfalls nach Mulinheim transportirt zu werden. Erst auf diese Vereinigung
der sämmtlichen Reste der Heiligen soll nun die angeführte Notiz der Reichsannalen sich beziehen und
ebendesshalb mit Einhards Darstellung in der Translatio bestens stimmen. —
Indessen, wenn der Reichsannalist dies sagen wollte, hätte er sich, erlauben wir uns zu fragen, un¬
deutlicher ausdrücken können? Waren alle jene Gebeine, gleichviel ob in Mulinheim vereinigt oder nicht,
nicht schon vor dieser Vereinigung „in Francia“? Demi dieser Name konnte damals wohl das Frankenreich im All¬
meinen, aber — ohne Zusatz — nur selten Ostfranken bedeuten, worin Mulinheim lag und dessen Gebiet Einhard
selbst in der Translatio vielmehr mit dem Worte „Germania“ bezeichnet. Ja, was wichtiger sein möchte, wiederum
Einhard selbst würde, nach der Redeweise seiner nämlichen „Translatio“ zu schliessen,
mit jenen Worten niemals den Sinn verbunden haben, wie Pertz es thut. In jenem Buche
(§. 34 Teulet. 1. 1. p 245 f.) sagt er :
Scripturus virtutes atque miracula, quae beatissimi martyres Christi, Marcellinus et Petrur, postquam eorum
sacratissima corpora de Roma in Fr a n ciam d ela ta sunt, per diversa loca fecerunt...ne-
cessarium judicavi brevi praefatione perstringere, quod ex his, quae scribere disposui, major pars ad notitiam
meam aliorum relatione perlata est —
und darauf beginnt er dieErzählung keineswegs erst mit jenem Zeitpunkte der vollständigen
Vereinigung des Schatzes im Herbste 827, sondern (s. §. §. 34. 35) mit der ersten Ueber¬
tragung desselben nach Mulinheim und geht in §. 36. (1. 1. p. 250) selbst bis auf das Ver¬
weilen der Reliquien in Michelstadt zurück.
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